Foto: Guido Gluschitsch
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Ziemlich finster schaut er drein, und weit reißt er sein Maul auf. Die Farbe Nanograu metallic macht ihn jetzt auch nicht unbedingt kuscheliger. Bei Audi klopft man beim TT gern die TT, die Traditionstrommel. Eh klar, weil der erste TT ein derartiger Erfolg war, dass sogar die Franzosen gleich einmal den Chinesen gemimt haben und ihn mit viel österreichischer Hilfe als Peugeot RCZ abgekupferten.

Foto: Guido Gluschitsch

Schon 1998, als der erste TT auf den Markt kam, ließ Audi die Traditionstrommel wirbeln. TT heißt nämlich Tourist Trophy, beschloss man, und das sollte an die NSU-TT-Reihe erinnern. Auf Basis des Prinz 1000 baute NSU in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre den Prinz 1000 TT, den TT und den TTS. Letzterer holte aus 996 Kubikzentimeter Hubraum stolze 70 PS. Möglich machten das Solex-Doppel-Flachstromvergaser. Gleichzeitig wog der für den Rennsport konzipierte NSU nur 700 Kilogramm. Ein Traumgewicht, heutzutage. Aber bevor jemand die gute alte Zeit betrauert, erinnern wir daran, dass man die TT-Modelle nicht nur an den Doppelscheinwerfern, sondern auch am aufgestellten Kofferraumdeckel erkannte. Dabei ging es nicht um mehr Abtrieb auf der Hinterachse, sondern um kühlende Frischluft für den Heckmotor.

Kofferraumdeckel versus Heckspoiler

Doppelscheinwerfer hatte der erste Audi TT nicht, aber in den Chroniken findet sich ein Kapitel, das an den offenen Kofferraumdeckel erinnert. In dem geht es um einen Heckspoiler, der nachgereicht wurde, um die Stabilität auf der Hinterachse zu erhöhen. Aber generell, kann man sagen, unterschieden sich die ersten Audi TTs von den NSU TTs, wo es nur geht. War der NSU eher eine kantige Schuhschachtel mit Fenster, war der Audi rund und hatte eher Sehschlitze. Der Audi war als 3,2 quattro mit dem 250 PS starken V6-Zylinder mehr als dreieinhalbmal so stark wie der NSU TTS – und mehr als doppelt so schwer.

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Den Sechszylinder gibt es leider im TT nicht mehr. Jetzt treibt ein zwei Liter großer TFSI mit 310 PS den derzeit stärksten TT, den TTS an. Nur die äußere Form und vor allem die Seitenlinie erinnert noch an Audis Ur-TT. Abseits davon zeigt das Sportcoupé nun Mut zur Kante in den Scheinwerfern, und aus dem Kühlergrill wurde eine Kampfansage.

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Der TTS kann sein Versprechen, das er von außen optisch gibt, halten. Er lenkt so präzise, wie man sich das von einem echten Sportwagen erwartet. In unter fünf Sekunden beschleunigt der quattro-Antrieb den Wagen aus dem Stand auf Tempo 100. Mit den individuellen Fahrmodi kann man sich das Fahrzeug so konfigurieren, wie man es in der jeweiligen Situation am liebsten hat. Bei uns war die jeweilige Situation immer gleich. Ziemlich hart, komplett direkt und pfeilschnell. Dann klingt der aufgeladene Vierzylinder, zumindest im Innenraum, fast so, als hätte er ein Häferl mehr. Und mit ein wenig Gefühl und dem passenden Geläuf lässt sich der TT gern quer oder herrlich auf Linie fahren.

quattro mit virtual cockpit

Magnetic ride nennt Audi das Fahrwerk, das den Spagat von Komfort und Sport so gut beherrscht und fahrbahnabhängig dämpft. Das Adrenalin als permanenten Blutverdünner in den Adern und die Nackenhaare immer ein bisserl aufgestellt, schütten wir gerundet alle hundert Kilometer etwas mehr als zehn Liter Super in den Audi. Vielleicht mit einem Baldrianduftbäumchen am Rückspiegel zur Beruhigung, dass wir auf die etwas mehr als sieben Liter vom Normverbrauch kämen.

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Dann hätten wir auch Zeit, das feine Cockpit zu genießen. Dabei geht es gar nicht nur um den 12,3 Zoll großen Bildschirm hinter dem Lenkrad, der alles, was notwendig ist, darstellt, dazu alles, was fein zu haben wäre, und noch ein paar Sachen mehr. Schön sind auch die Bedienelemente direkt auf den Lüftungsdüsen. Der TTS kommt wahnsinnig aufgeräumt daher. Kein Knopferl stört. Eine Landschaft schon fast wie in einem Rennwagen, nur eben viel feiner – und im Hintergrund spielt sie doch alle Stückerln.

Für die Performance und das technische Fenster in die Zukunft des Cockpits ist der Preis ab 63.010 Euro eh fein. Den NSU TTS gab es seinerzeit ja auch nicht geschenkt. (Guido Gluschitsch, 17.1.2016)

Nachlese:

Audi TT & TTS Roadster: Der mit Soundaktuator

Chefästhetiker Audi TT Roadster