Der 23-jährige Kärntner Lukas Müller ist nach seinem Sturz auf dem Kulm derzeit inkomplett querschnittgelähmt.

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Bad Mitterndorf – Was am Mittwoch im Skisprunglager bereits befürchtet worden war, hat sich leider zum Teil bewahrheitet: Dem als Vorspringer am Kulm schwer gestürzten Lukas Müller droht eine Querschnittslähmung. Die behandelnden Ärzte des LKH Graz bestätigten am Freitag eine inkomplette Lähmung beim 23-jährigen Kärntner, der sich Brüche des sechsten und siebenten Halswirbels zugezogen hatte. Aber: "Eine genaue Prognose wäre zum derzeitigen Zeitpunkt unseriös", so Unfallchirurgievorstand Franz-Josef Seibert. Müller hat die Diagnose "sehr gefasst" aufgenommen, nachdem er bereits an der Schanze seine Beine nicht mehr gespürt hatte. Die Operation verlief erfolgreich, Müller liegt noch auf der Intensivstation, wird aber nicht mehr beatmet.

"Es ist eine Frage von Monaten oder einem Jahr, bis man sagen kann, wie sich sein Zustand gebessert hat." Müller spüre zwar eine gewisse Restsensibilität in den Beinen, aber eine Lähmung auf dieser Höhe beeinträchtigt die unteren Extremitäten und die Rumpfstabilität. "Es war seine Bitte an uns, dass er bald wieder gehen kann. Die Voraussetzungen haben wir geschaffen."

Absage und Haftung

Hubert Neuper, Chef des Organisationskomitees, ist geschockt, aber "sollen wir die Veranstaltung absagen? Natürlich nicht." Es kann immer etwas passieren, "als Sportler musst du die Gefahr verdrängen". Müller hatte seinen Unterschuh nicht fest genug zugebunden, dieser lockerte sich während des Flugs, Müller verlor schließlich die Kontrolle über seinen linken Ski. Ein individueller Fehler. Ob ein Rückenprotektor Schlimmeres verhindert hätte? Die Gefahr einer Stauchung kann er nicht verhindern, kaum ein Athlet trägt ihn. "Für die Athleten ist Sicherheit kein Ansporn"; sagt Fis-Kontrollor Sepp Gratzer.

Offen sind auch Fragen im Fall der Haftung für den Unfall Müllers und die Reha-Leistungen, die noch nicht absehbar sind. Müller gehörte keinem ÖSV-Kader an. Das ist aber im Prinzip wurscht, weil "die Fis eine Pflichtversicherung vorschreibt. Auch für Vorspringer", sagt Christian Scherer, Leiter der ÖSV-Sparte Leistungssport. Der ÖSV zwingt seine Athleten zu einer Versicherung, die aber freie Hand bei der Wahl des Partners haben. Lukas Müller ist über den ÖSV bei Uniqa versichert.

"Positiv bleiben"

Wie viel das kostet? Der Preis der Versicherungsprämie hängt von der Kategorie und der Kaderzugehörigkeit ab. Ein Skifahrer im A-Kader hat prinzipiell ein höheres Risiko als ein B-Kader-Athlet im Langlauf. Müllers Prämie soll deutlich unter tausend Euro jährlich liegen, eine genaue Zahl wollte Scherer nicht nennen. Peter Schröcksnadel hat im Namen des ÖSV finanzielle Unterstützung für Lukas Müller zugesagt, die jeder Athlet des Verbandes bekommt.

"Wir müssen positiv bleiben", sagt Neuper, der mit der WM ein Fest feiern will, abseits weltweiter Negativschlagzeilen. "Fragst du die Athleten, werden dir alle sagen, dass der Kulm die perfekte Schanze ist." (Florian Vetter, 15.1.2016)

Steckbrief Lukas Müller

Geboren: 14. März 1992 in Villach
Wohnort: Spittal an der Drau
Größe: 1,77 m
Familienstand: ledig
Verein: SV Villach
Größte Erfolge:

* Juniorenweltmeister 2009 in Štrbské Pleso von der Normalschanze und mit der Mannschaft

* Juniorenweltmeister 2010 in Hinterzarten mit der Mannschaft

* Junioren-WM-Dritter 2012 in Erzurum mit der Mannschaft

* Beste Weltcup-Platzierung: Sechster im Dezember 2009 in Oberstdorf

* Sechs Continental-Cup-Siege von 2009 bis 2012

* Persönliche Bestweite: 214 m (Planica 2012)