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Zwei, die US-Präsident werden wollen: Donald Trump (li.) und Senator Ted Cruz.

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Charleston – Aus elf mach sieben: In dezimierter Formation sind die republikanischen Präsidentschaftsanwärter Donnerstagabend in South Carolina unter Anleitung der Fox-Moderatoren erneut in den Ring gestiegen, um zu debattieren. Die Gangart wurde verschärft, immerhin ist die erste Vorwahl nur mehr zwei Wochen entfernt.

Besonders die derzeitigen Frontrunner in den Umfragen, Donald Trump und Senator Ted Cruz, gerieten sich erstmals richtig in die Haare. Trump brachte in "Birther"-Manier die Tatsache aufs Tapet, dass Cruz in Kanada geboren sei und deshalb laut Meinung einiger Juristen gar nicht zum Präsidenten oder Vizepräsidenten gewählt werden könne.

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Kein "natural born citizen"

Trumps Argumentation: Cruz' Mutter sei zwar US-Bürgerin, und er habe dadurch auch automatisch die Staatsbürgerschaft erhalten, das mache ihn jedoch nicht zu einem "natural born citizen" – die Voraussetzung zur Wählbarkeit. Er würde ihn gern zum Vizepräsidenten machen, doch auf das Risiko, dass danach die Demokraten klagen, könne er sich nicht einlassen, so Trump zu Cruz.

Ein verkappter Liberaler

Cruz wiederum zog auf gleich, indem er Trumps Herkunft aus New York mit einer mutmaßlich liberalen Gesinnung in Zusammenhang brachte. "Es gibt nicht viele Konservative aus Manhattan", stichelte Cruz und erntete mit seiner pauschalen Verunglimpfung, dass New York nur von sozialliberalen Werten, Geld und Medien bestimmt werde, auch Empörung im Publikum.

Senator Marco Rubio, Gouverneur Chris Christie und Cruz konnten es ebenfalls nicht lassen, einander früheres Abstimmungsverhalten im Senat sowie politische Entscheidungen vorzuwerfen, die im Widerspruch zu den jetzigen Wahlkampfaussagen stehen würden.

Attacken auf Obama

Die restlichen Kandidaten, darunter Ben Carson, Jeb Bush und John Kasich, zogen es vor, die derzeitige demokratische Regierung und insbesondere Präsident Barack Obama zum Ziel ihrer Angriffe zu machen, erschienen jedoch deshalb entsprechend farblos.

Bush und Christie betonten die Notwendigkeit, durch gemeinsame Anstrengung einen neuerlichen Einzug der Demokraten ins Weiße Haus zu verhindern, anstatt gegen die Mitstreiter in den eigenen Reihen zu schießen. Auf Gehör stießen sie damit bei den restlichen Kandidaten nicht, was einmal mehr die Zerrissenheit und fehlende Strategie unter den Republikanern deutlich machte.

"Wie in einem Fantasieland"

"Unverantwortlich", "wie in einem Fantasieland" waren noch die nettesten Bezeichnungen, die es von den republikanischen Kandidaten für Obamas Rede zur Lage der Nation gab. Mehrmals nahmen sie auf die kurzfristig in iranischen Gewässern festgenommenen US-Marinesoldaten Bezug, die Obama in seiner Rede unerwähnt gelassen hatte.

Sein Ansinnen, keine Muslime mehr ins Land zu lassen, wollte Trump auch diesmal nicht zurücknehmen. Stattdessen zitierte er seine "großartigen muslimischen Freunde", die ihm zu diesem Schritt gratuliert hätten. Bush wiederum betonte, dass ein solches Signal die Zusammenarbeit mit Staaten im Nahen Osten und den Kampf gegen die Terrormiliz IS schwieriger machen würde. (Teresa Eder aus Washington, D.C., 15.1.2016)