Leipzig – Sie verbringen viel Zeit miteinander oder fressen gemeinsam: Auch Schimpansen haben manche ihrer Artgenossen lieber als andere. Wie beim Menschen ist gegenseitiges Vertrauen für solche Freundschaften grundlegend, berichten Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie im Journal "Current Biology".
Sie ließen in einem Verhaltensexperiment je zwei Schimpansen aus einer 15-köpfigen Gruppe mehrfach ein Spiel spielen, bei dem Vertrauen in den Partner belohnt oder enttäuscht werden konnte. Dabei hatte einer der Schimpansen zwei Optionen: Er konnte entweder an einem Seil ziehen, bei dem er unmittelbar ein paar Stückchen Banane erhielt. "Das war die sichere, aber nicht unbedingt aufregende Option", sagte Jan Engelmann, Erstautor der Studie.
Die zweite, riskantere Option setzte Vertrauen voraus: Zog ein Tier an diesem Seil, bekam sein Artgenosse eine größere Menge Äpfel und Bananen. Dieser konnte einen Teil davon abgeben, musste das aber nicht. Die potenziell ertragreichere Variante wählten befreundete Affen sehr viel häufiger als nicht befreundete Tiere, so die Biologen.
Frühe evolutionäre Wurzel
Wer mit wem besonders gut auskam, hatten die Forscher vorher monatelang beobachtet. Die Bedingungen am Ort der Versuche, einem Refugium für verwaiste Schimpansen in Kenia, seien durchaus mit der freien Wildbahn vergleichbar, sagte Engelmann.
Mit der Studie sei der Nachweis erbracht, dass Schimpansen gezielt bestimmten Artgenossen vertrauten. Die Biologen schließen aber auch nicht völlig aus, dass eine sozialere Ader gegenüber Freunden die Entscheidungen mit beeinflusst. Merkmale, die heute menschlichen Freundschaften zugeschrieben würden, besäßen eine lange evolutionäre Geschichte. Sie seien damit nicht dem Menschen allein vorbehalten. Ob sich befreundete Affen auch eher gegenseitig helfen, wollen Engelmann und Herrmann im nächsten Schritt erforschen. (APA, red, 16.1.2016)