Gedenken in Istanbul.

Foto: AFP / OZAN KOSE

Istanbul/Riad – Nach dem Selbstmordanschlag von Istanbul hat die türkische Polizei einen Verdächtigen gefasst. Der Mann sei am Dienstagabend festgenommen worden, sagte Innenminister Efkan Ala am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit seinem deutschen Amtskollegen Thomas de Maizière in Istanbul. Zuvor hatte die Polizei auch drei Russen festgenommen, die mit dem Attentat in Verbindung stehen sollen.

Mindestens neun Deutsche unter Opfern

Bei dem Selbstmordanschlag waren am Dienstag vor der Blauen Moschee in der Istanbuler Altstadt elf Menschen ums Leben gekommen, darunter neun Deutsche. Die anderen beiden Toten stammten aus Norwegen und Peru. Die türkische Regierung macht den "Islamischen Staat" für die Tat verantwortlich.

Attentäter ursprünglich aus Saudi-Arabien

Der Selbstmordattentäter stammte offenbar ursprünglich aus Saudi-Arabien. Er sei dort geboren worden, habe das Land aber 1996 im Alter von acht Jahren mit seiner Familie verlassen, zitierte die Tageszeitung "Al-Hayat" am Mittwoch einen Sprecher des saudischen Innenministeriums. Der 27 Jahre alte Nabil Fadli habe die syrische Staatsbürgerschaft besessen.

Türkischer Geheimdienst warnte

Vor dem Selbstmordattentat hatte der türkische Geheimdienst MIT laut einem Medienbericht vor Terrorangriffen unter anderem auf Touristen gewarnt. Die Zeitung "Hürriyet" berichtete, die Hinweise vom 17. Dezember und 4. Jänner seien an Sicherheitsbehörden im ganzen Land gegangen. In den Warnungen habe es geheißen, Selbstmordattentäter des IS seien ins Land eingedrungen. Sie könnten nach Istanbul oder Ankara weitergereist sein oder auch über die Türkei in andere europäische Länder ziehen.

Laut "Hürriyet" heißt es in der Warnung, dass der IS Selbstmordanschläge "auf in der Türkei lebende Nichtmuslime, Ausländer, Tourismusregionen, von ausländischen Besuchern stark frequentierte Orte oder auf Botschaften und Konsulate der entsprechenden Länder und auf Nato-Einrichtungen im Land" plane.

Trauer und Empörung in Deutschland

In Deutschland herrschten nach dem Anschlag Trauer und Entsetzen. Touristen aus Hessen, Berlin, Brandenburg und Rheinland-Pfalz sind unter den Toten. Sie waren nach Angaben des Reiseveranstalters Lebenslust Touristik auf einer Drei-Länder-Erlebnisreise. "Ich verurteile dieses feige Verbrechen aufs Schärfste. Heute ist ein Tag des Innehaltens und der Trauer. Wir sind entschlossen, den Gefahren des internationalen Terrorismus entgegenzutreten", sagte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier. "Hier wurden Unschuldige Opfer sinnlosen Terrors", sagte der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer erklärte: "Unsere Gedanken sind jetzt bei den Angehörigen der Opfer. Wir verurteilen diesen abscheulichen Terroranschlag auf das Schärfste."

Deutsche Schlagzeilen in Türkei

Zwei türkische Zeitungen erschienen am Mittwoch mit deutschen Schlagzeilen. "Im Herzen bei Euch", stand auf der Titelseite der Zeitung "Habertürk". Die Zeitung "Meydan" erschien mit der Schlagzeile "Wir trauern".

Die deutsche Regierung sieht dennoch keine erhöhte Anschlagsgefahr in Deutschland. Zur Frage, ob sich die Sicherheitslage durch das Attentat verändert habe, sagte Justizminister Heiko Maas in der ARD: "Nicht wegen diesem Anschlag." (red, APA, 13.1.2016)