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Kellner ist einer der Mangelberufe in Vorarlberg.

Foto: AP/Murjat

Bregenz – Koch, Kellner und Metzger sind die Mangelberufe in Vorarlberg. In diesen Berufen wäre es für asylsuchende Jugendliche möglich, eine Lehrstelle zu bekommen. Die Voraussetzungen für eine Beschäftigungsbewilligung: Alter unter 25 Jahre, seit drei Monaten im Asylverfahren, keine gleich qualifizierten anderen Bewerber.

15 asylsuchende junge Menschen haben auf diesem Weg 2015 eine Lehre im Tourismus begonnen, sagt Anton Strini, Geschäftsführer des Arbeitsmarktservice (AMS) Vorarlberg. Über das Sonderkontingent für Saisonarbeitskräfte kamen weitere 16 Flüchtlinge im Tourismus unter. Strini: "Obwohl wir den Betrieben gesagt haben, dass wir Asylsuchende vorrangig behandeln würden."

Kein großes Interesse

Das Interesse, Saisonkräfte aus dem Kreis der vorgemerkten 427 Flüchtlinge anzustellen, war laut Strini nicht groß. Die Betriebe würden lieber auf ihre Stammsaisonniers aus Deutschland und Ungarn zurückgreifen. Angeboten bekämen Flüchtlinge meist niedrig qualifizierte Jobs. Der Grund: mangelnde Deutschkenntnisse.

"Der Schlüssel zur Ausbildung oder zum guten Job heißt Sprache", sagt Strini. "Ohne gute Deutschkenntnisse hat man keine Chancen." Auch nicht als hoch qualifizierter Techniker mit guten Englischkenntnissen: "Nur in Einzelfällen gelingt eine Vermittlung in Betriebe mit Unternehmenssprache Englisch."

Mangel an Trainern

Spracherwerb wird Flüchtlingen in Vorarlberg aber nicht einfach gemacht. "Es fehlt an Trainerinnen und Trainern, viele Flüchtlinge müssen mit nur wenigen Deutschstunden pro Woche auskommen."

Auch wenn es in der Umgangssprache bereits gut klappt, kommen die Schwierigkeiten in der Berufsschule, zeigt die Praxis. Malermeister Wolfgang Hoch, der seit zwei Jahren einen aus Afghanistan stammenden Lehrling ausbildet: "Die Hürde ist die Fachsprache, sie bereitet in allen Branchen Probleme." Er achte darauf, dass sein Lehrling weiterführende Sprachkurse besuche, sagt Hoch. Bei der Finanzierung unterstütze die Wirtschaftskammer.

Qualifizierung als Pflicht

2016 wird die Zahl der arbeitsuchenden Flüchtlinge um 800 steigen, schätzt das AMS. Mit Qualifizierungsprojekten, die in diesem Monat beginnen werden, versuche man die Menschen auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten, sagt Strini. Ziel der Landesregierung ist es, die Menschen nicht auf Dauer zu Mindestsicherungsbeziehern zu machen. "Das wollen auch die wenigsten", sagt Strini, "aus den ersten Kompetenzchecks wissen wir, dass die Leute unglaublich Biss haben und arbeiten wollen."

3,3 Millionen Euro investieren Europäischer Sozialfonds, AMS und Land in drei Projekte für Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und Qualifikationen. 1600 Menschen sollen in den nächsten zwei Jahren in diesen Projekten auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Durch Arbeitstraining, Weiterbildung und Einzelcoaching. Die Angebote sieht Landeshauptmann Markus Wallner (VP) als Pflicht: "Verweigerung wird Konsequenzen haben." Wenn nötig, eine Kürzung der Mindestsicherung. (Jutta Berger, 13.1.2016)