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Die Raiffeisen-IT drückt die Stopptaste: Das Geschäft mit externen Kunden soll abgegeben werden. Gespräche werden schon geführt.

Foto: reuters/bader

Wien – Zu Beginn des neuen Jahrtausends setzte man bei der Raiffeisen-IT auf Expansion: Einer der größten Coups gelang 2002, als man den Zuschlag für den IT-Betrieb der Lkw-Maut bekam.

Neben der Asfinag zählen noch zahlreiche andere prominente Konzerne zu den Kunden der Raiffeisen-IT. Ein Auszug: A1, Casinos Austria, Hofer, die niederösterreichischen Landeskliniken, ÖBB, Post, Strabag und Verbund. Zuletzt sorgten IT-Probleme bei der Pensionsversicherungsanstalt, die ebenfalls auf Raiffeisen-Support zurückgreift, für Diskussionen.

Trennung

Mittlerweile hat man mit dem sogenannten Drittkundengeschäft aber keine große Freude mehr. Wie DER STANDARD erfahren hat, möchte sich Raiffeisen-IT davon trennen. Künftig will man sich ausschließlich auf die technische Betreuung der Raiffeisenbanken inklusive der Sonderinstitute (Bausparkasse, Leasing et cetera) konzentrieren.

Die Vorbereitungen laufen bereits. Zunächst werden die externen Kunden in eine Tochtergesellschaft transferiert, anschließend soll dieses Geschäftsfeld verkauft werden. Erste Gespräche mit potenziellen Interessenten werden von einer Sprecherin des Unternehmens bestätigt. Namen werden zwar nicht genannt, für Branchenkenner wäre es aber nicht überraschend, wenn sich IBM darunter befinden würde.

Ziel kein Mitarbeiterabbau

Ziel ist es, dass die Transaktion zu keinem Mitarbeiterabbau führt, wie im Unternehmen betont wird. Der Käufer soll also die Beschäftigten mitübernehmen. Dem Vernehmen nach geht es um rund 100 Personen, wobei aber über konkrete Namen noch nicht gesprochen wurde.

Nur die wenigsten sind direkt den externen Kunden zuordenbar. "Service hat kein Mascherl", sagt ein Involvierter. Es dürften also noch schwierige Gespräche mit der Belegschaft bevorstehen. Was noch dazukommt: Die Jobgarantie nach der Übernahme würde nur für ein Jahr gelten, danach wäre also sehr wohl ein Mitarbeiterabbau möglich.

Insgesamt beschäftigt Raiffeisen-IT im Inland rund 850 Mitarbeiter. Damit ist man in etwa wieder auf dem Stand von vor zwei Jahren. Damals sorgte, wie berichtet, eine Sparwelle für Aufregung im Haus. 61 Leute mussten gehen. Was für die Bankbranche besonders unüblich war und ist: Es handelte sich nicht um einvernehmliche Auflösungen.

Fokus auf Kernaufgaben

Warum man sich nun vom Drittkundengeschäft trennt, beantwortet eine Raiffeisen-Sprecherin so: "Es handelt sich hier um eine Refokussierung der Leistungen der R-IT auf ihre Kernaufgaben, nämlich auf die Servicierung von Unternehmen des Raiffeisensektors."

Hausintern ist allerdings auch zu hören, dass man sich vom Expansionskurs mehr erwartet hatte und auch Zweifel bestehen, ob man in Sachen Qualität mit der Konkurrenz noch mithalten kann. Ein Verlustgeschäft war die R-IT allerdings auch nicht. In der letzten verfügbaren Bilanz (für das Jahr 2014) lag das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit bei 12,3 Millionen Euro (im Jahr davor waren es knapp neun Millionen Euro) – bei einer Bilanzsumme von etwas mehr als 335 Millionen Euro.

Neuer Chef

An der Spitze wurde das Unternehmen zuletzt auch – zumindest teilweise – neu aufgestellt. Geschäftsführer Markus Wollner schied kurz vor Jahreswechsel aus. Kommuniziert wurde das nicht. Bei Raiffeisen wird aber betont, dass Wollners Abgang nichts mit den Verkaufsplänen zu tun habe. Als Co-Geschäftsführer neben Wilhelm Doupnik fungiert nun dessen bisheriger Assistent Andreas Rosskopf.

Der Umbau im Bereich der Raiffeisen-Technik dürfte jedenfalls auch in den kommenden Jahren noch weitergehen. In der Branche geht man davon aus, dass die Raiffeisen-IT GmbH in Wien mit den Rechenzentren in Graz und Linz fusionieren könnte, wobei aber dem Chef der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, Heinrich Schaller, nachgesagt wird, für Linz den Anspruch auf Leadership zu stellen. (Günther Oswald, 13.1.2016)