BMW 750Li, der mit dem V8 Motor.

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Der Arbeitsplatz des Chauffeurs.

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Der Schlüssel, der eigentlich auch schon am halben Weg zum Smartphone ist.

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Wenn Herr Direktor Putz im Fond des Wagens Platz nimmt, atmet er den Duft von frischen Gräsern ein und wähnt sich in einer Wiese auf der Alm. Dabei sitzt er im 7er-BMW in Wien-Wieden, der Nebel hängt feucht und schwer über der Stadt, es ist ein hässlicher Winter, einer ohne Schnee. Der Wiesenduft, den ich auf Knopfdruck über die Klimaanlage im Wagen versprühe, wirkt beruhigend auf Direktor Putz, ich mach das jedes Mal, bevor er einsteigt. Oft hat er einen harten Arbeitstag hinter sich, manchmal auch eine harte Nacht. "Ins Wirtshaus", seufzt er, ich rücke meine Chauffeursmütze zurecht, wir gleiten lautlos aus der Garage.

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Mein Arbeitsplatz ist der BMW 750Li xDrive. Das ist der lange 7er, wie wir Chauffeure zu sagen pflegen, der mit dem V8. Mit fünf Meter 24 Länge ist das der größte BMW, den es gibt. Da sitz ich sehr gemütlich drin, und hinten hat Direktor Putz noch jede Menge Platz. Es ist ein komfortabler Arbeitsplatz, ich möchte mit keinem Büro der Welt tauschen. Ich sitze auf elfenbeinweißem Nappaleder. Wenn ich einmal länger im Wagen auf den Herrn Direktor warten muss, dann schalt ich mir im Sitz die Massagefunktion ein und lass mir den Rücken bis zum Popsch hinunter durchkneten. Das ist Entspannung pur. Gönnt sich der Herr Direktor hinten auch während der Fahrt. Ich nur dann, wenn er nicht dabei ist. Muss ja eine Unterscheidung zwischen dem Chauffeur und dem Direktor geben, wenn ich schon vorn sitzen darf.

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Mein Arbeitsplatz kostet fast so viel, wie ich im ganzen Jahr verdiene, aber da ist noch kein Zins oder das Menü in der Kantine gezahlt. Der Wagen von mir und dem Herrn Direktor kostet 186.300 Euro. Mit allem Drum und Dran. Nackt gäbe es den langen 7er schon um 137.000 Euro, aber das ist nur die Serienausstattung, noch ohne Extras, also da fehlen die wichtigen Sachen wie aktive Sitzbelüftung (gut im heißen Sommer und bei schlechter Verdauung) oder der schöne Dachhimmel, das Panoramaglasdach Sky Lounge, die Edelholzausführung und, das ist jetzt ganz wichtig, die Entertainment-Experience im Fond, da kann der Direktor Putz hinten auf seinem Bildschirm die E-Mails checken oder einen Film oder die Zeit im Bild anschauen, ohne dass ich ihn störe oder er mich stört.

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Das mit der Entertainment-Experience ist auch aus einem ganz anderen Grund sehr wichtig, wegen der Enkerln vom Herrn Direktor. Ganz liebe Kinder, aber frage nicht, was die schlimm sein können. Unlängst habe ich die Kinder nach Nizza führen müssen, zum Zweitwohnsitz vom Herrn Direktor, da habe ich sie hinten dauerbespaßt. Also nicht ich, sondern die Entertainment-Experience. Undenkbar die ganze Strecke ohne die Zeichentrickfilme. So aber: elf Stunden am Stück, mit flottem Gaspedal. Die Geschwindigkeit merken die Kinder gar nicht, so groß und schwer ist der Wagen. Und sicher auch. Allradantrieb immerhin.

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Die gnädigen Frauen

Ich kenne ja die ganze Familie vom Herrn Direktor. Die Enkerln und die Frau Gemahlin, die sind regelmäßig bei mir zu Gast, wir machen dann kleinere Wege oder Besorgungen, aber ich kenn auch die anderen gnä’ Frauen, die Fräuleins, das sind mehr so Bekanntschaften vom Herrn Direktor, nicht direkt Familienmitglieder. Aber Diskretion ist quasi mein zweiter Vorname, in meiner Profession ist das Ehrensache, eh klar.

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Ich werde dafür reichlich entlohnt, weniger materiell als ideell. Ich sag nur: 450 PS. Und acht Zylinder, zwei Turbolader und gute vier Liter Hubraum. Da blicke ich auch gelassen darüber hinweg, wenn der Herr Direktor einmal schlechte Laune hat. Mag sein, dass ich dann ein bisserl fester beschleunige, da drückt’s den Herrn Direktor in die Polster, theoretisch wären wir in 5,8 Sekunden auf hundert. Das haben wir auch schon gemeinsam ausprobiert und dabei festgestellt, dass mir das mehr Spaß macht als dem Herrn Direktor, also lass ich das bleiben, wenn er hinten sitzt, aber ich sag Ihnen, wenn ich allein bin: meine Herren! (Michael Völker, 15.1.2016)