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Berlin/Wien – Einen Monat nach dem Wort des Jahres ("Flüchtlinge") steht nun auch Deutschlands Unwort des Jahres 2015 fest: "Gutmensch". Das gab die Sprecherin der verantwortlichen Jury, die Sprachwissenschaftlerin Nina Janich, bekannt. Entschieden hatte sich die Jury dafür, weil das Schlagwort in Zusammenhang mit der Flüchtlingshilfe "Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischen Imperialismus" diffamiere.

1.644 Einsendungen waren im Rahmen der seit 1991 bestehenden Wahl eingegangen, mehr als in den Jahren 2014 (1.246) und 2013 (1.340). Zum Unwort des Jahres 2014 war "Lügenpresse" gewählt worden.

Neben dem Unwort des Jahres gibt es auch das deutsche Wort des Jahres, das die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) auswählt. "Flüchtlinge" war 2015 genommen worden, weil diese Bezeichnung im deutschen Wortschatz stark verankert sei und die zentrale gesellschaftliche Diskussion auf den Punkt bringe.

Österreich: "Bauliche Maßnahmen" und "Willkommenskultur"

Die hinter Wort und Unwort des Jahres stehende gesellschaftliche Debatte hatte auch die Wahl der österreichischen Pendants geprägt, die im Dezember bekanntgegeben wurden. Zum österreichischen Unwort 2015 war "besondere bauliche Maßnahmen" (als Umschreibung des Grenzzauns) ausgewählt worden. Laut Rudolf Muhr von der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Universität Graz ist "dieser Euphemismus aus dem Munde der derzeitigen Innenministerin der direkte Gegenbegriff zum Wort des Jahres" – und das lautet "Willkommenskultur". (APA, red, 8.1.2016)