Spielfeld – Ungewöhnliche Situation am steirisch-slowenischen Grenzübergang Spielfeld: Seit Mittwoch wurden keine Flüchtlinge registriert, damals reisten laut Polizei rund 350 ein. Der Zustrom hat sich von Slowenien nach Kärnten verlagert. Allein in Kärnten wurden in den vergangenen vier Monaten 170.000 Menschen von Slowenien übernommen, 140.000 Essensportionen zubereitet und 300.000 Kilometer zurückgelegt, sagte Kommandant Walter Gitschthaler am Dienstag.

Die Zeit wurde in Spielfeld zum weiteren Ausbau des "Grenzmanagements" für bis zu 10.000 Menschen täglich genutzt, wenngleich der Zaunbau bis Beginn dieser Woche ruhte. Durch Umstrukturierung wurde nun geschaffen, woran es in den vergangenen Monaten gemangelt hat: ausreichend Platz und möglichst keine langen Stehzeiten für Flüchtlinge. Mit dem Aufbau zweier weiterer Großzelte am früheren "Trichter", wo es zu großen Menschenansammlungen und aufgeheizten Situationen gekommen war, hofft man hier, die Situation künftig entschärft zu haben.

Von Zelt zu Zelt

"Flüchtlinge werden von den slowenischen Kollegen bis zur Grenze gebracht", so Polizist Fritz Grundnig bei einem Lokalaugenschein. "Innerhalb eines zu beiden Seiten vier Meter hohen Zauns im Bereich des Flugdachs der früheren slowenischen Zollstation gehen die Menschen entlang, bis sie zum ersten Zelt gelangen." Darin werden sie entlang von Absperrgittern weitergeleitet und erhalten ein Formular, in dem Name, Geburtsdatum, Herkunft und Fluchtroute angegeben werden sollen.

Dolmetscher stehen zur Unterstützung bereit. Mit dem Formular geht es ins nächste Zelt, in dem die Menschen ebenfalls über "Leitlinien" aus hüfthohen Absperrgittern zu einem der 48 kleinen "Checkpoints" geleitet werden. Je zwei davon sind in einem Container untergebracht, über die sich zum Witterungsschutz ein Großzelt erstreckt.

"Schnecken" gegen Stehzeiten

Die auch "Schnecken" genannten Wege in mehreren Windungen sorgen dafür, dass Ankommende praktisch ständig in Bewegung sind und nicht das Gefühl von Stehzeiten bekommen. "Ein Durchlauf von der Registrierung bis zur Abfahrt mit einem der Busse wäre für einen Menschen in bis zu 20 Minuten möglich", sagte Grundnig. In den Containern stehen bis zu vier Beamte bereit. Diese fotografieren die Ankommenden, nehmen Fingerabdrücke, fragen nach Dokumenten. Können keine solchen vorgelegt werden, wird die Person eingehend von Dolmetschern befragt. Hierbei kann es auch zu Rückführungen von Ankömmlingen nach Slowenien kommen.

"Es kann aber auch gleich hier Asyl beantragt werden", sagt Grundnig. Wie viele Polizisten in Spielfeld ständig benötigt werden, lasse sich noch nicht sagen, es werde noch an einem Personalkonzept gearbeitet. Mit Sicherheit kommen hier aber auch die von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) angekündigten, ab Jahresbeginn etwa 200 neu auszubildenden Grenzpolizisten zum Einsatz.

Warten auf den Bus

Im weiteren Verlauf des "Grenzmanagements" folgen dann die bewährten Einrichtungen Kleider- und Essensausgabe sowie Sanitätszelt und die Großraumzelte, in denen bei Bedarf bis zu 4.000 Menschen übernachten könnten. Abschlusspunkt des Spielfelder Flüchtlingsempfangszentrums ist das Großzelt, in dem Flüchtlinge gruppenweise zu etwa 50 Menschen auf ihre Abfahrt mit Bussen warten.

In der Zeit zwischen Weihnachten und 10. Jänner ruhten auch die Bauarbeiten am Grenzzaun. Die Mitarbeiter der Tiroler Spezialfirma und die Soldaten vom Pionierbataillon 1 aus Villach trafen erst am Montag wieder ein. Am Dienstag sollen die Arbeiten wiederaufgenommen werden.

Lücke von acht Metern

Laut Bundesheersprecher Peter Bleyer sind noch zwei von insgesamt 3,7 Kilometern zu errichten. Eine Lücke von acht Metern, die in den Wein- und Waldbergen westlich von Spielfeld wegen Grundbesitzer-Widerstands klafft, stellt nach übereinstimmender Ansicht der Einsatzkräfte kein Problem dar, da man eine Übereinkunft erzielt habe. "Das Gelände dort ist unwegsam und steil und sehr schwer zugänglich", so Bleyer. Zaunrollen lägen bereit, um die Lücke bei Bedarf zu schließen.

Um die Sprachkompetenz der Soldaten zu erhöhen, hat man beim Sprachinstitut des Heeres, das auch die entsprechenden Fibeln für Auslandseinsätze erstellt, eine Sprach-App für Arabisch entwickelt. "Das macht nicht nur unsere Leute mit wichtigen Redewendungen vertraut. Jeder kann sich von der Heereswebsite die App auf das Mobiltelefon herunterladen", so Bleyer. (APA, 12.1.2016)