Volkswagen-Chef Matthias Müller ist mit viel Charme und Demut im Tank in die USA gereist. In Detroit stand er nicht an, sich neuerlich für den Abgasskandal zu entschuldigen. Bei einem Treffen mit der Chefin der US-Umweltbehörde EPA sollen nun Angebote für die Bereinigung von Dieselgate vorgelegt werden. Auch wenn es dafür noch keine Bestätigung gibt, dürften die Offerte großzügig ausfallen: Der Rückkauf von Autos steht ebenso auf dem Programm wie der Umtausch in Neuwagen oder die Verteilung von Gutscheinen.

Um eine saftige Strafe in den USA wird der größte europäische Autobauer nicht herumkommen. Doch während der Obolus einmalig ist, wären Absatzeinbrüche nachhaltig. Und die versuchen die Wolfsburger mit Großzügigkeit zu vermeiden. Ansonsten hatte die Affäre um überhöhten Schadstoffausstoß verkraftbare Folgen. Zwar wurden seit 2015 erstmals seit 13 Jahren weniger Autos verkauft, doch das hat auch spezielle Gründe: So macht die schwere Rezession in Russland und Brasilien Volkswagen wegen der dort starken Stellung mit einem Einbruch von jeweils mehr als einem Drittel deutlich mehr Kopfzerbrechen als den meisten Mitbewerbern. Und auch die Marktführung in China weckt angesichts zuletzt schrumpfender Absätze nur noch gemischte Gefühle.

Wenn VW Gefahr droht, dann eher von der Exponiertheit in kriselnden Schwellenländern als von Trickserei. (Andreas Schnauder, 11.1.2016)