Die auffällig gefiederte Blauracke brütet in Österreich immer seltener.

Foto: APA/MICHAEL TIEFENBACH

Wien – Die Blauracke (Coracias garrulus) ist in Österreich stark gefährdet. Auch in anderen Brutgebieten Europas verzeichnet der auffällig gefärbte Vogel starke Bestandsrückgänge. Forschern aus neun Ländern, darunter Österreich, ist es nun gelungen, die bisher weitgehend unbekannte Zugroute des Vogels zwischen dem südlichen Afrika und Europa nachzuverfolgen. Ihre Studie ist im Fachjournal "Diversity and Distributions" erschienen.

In Österreich sei die mit ihren türkis- und azurblauen Federn exotisch anmutende Blauracke laut der Vogelschutzorganisation BirdLife fast vollständig verschwunden, die letzten Brutvorkommen seien auf Einzelexemplare beschränkt. Früher war der Vogel weitverbreitet, im Flach- und Hügelland der Süd- und Oststeiermark ebenso wie im Burgenland, dem Klagenfurter Becken, dem Weinviertel und im Marchfeld, erklärte Koautor Michael Tiefenbach.

"Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft sind die Bestände massiv zurückgegangen", sagte Tiefenbach. Denn die Vögel nisten vor allem an den Rändern extensiv bewirtschafteten Grünlands.

Leicht gebaute Geolokatoren

Die Blauracke ist ein Weitstreckenzieher, der in Europa brütet und den Winter südlich des Äquators verbringt. Der Großteil der Individuen überwintert in den Trockensavannen Angolas, Namibias und Botswanas. Der Weg der Vögel über das Mittelmeer und den afrikanischen Kontinent war bisher weitgehend unbekannt. Das Problem sei gewesen, dass die Sender für klassische Satelliten-Telemetrie zu groß und schwer für die Vögel, die etwas größer als Amseln sind, waren, so Tiefenbach.

Die Forscher griffen deshalb auf sogenannte Geolokatoren zurück, die ausgestattet mit Lichtsensor, Uhr, Datenspeicher und kleiner Batterie sehr einfach und leicht gebaut werden können. Mit Hilfe der Tageslänge kann damit der Breitengrad bestimmt werden, über den Zeitpunkt von Sonnenauf- und -untergang der Längengrad. Der einzige Nachteil ist, dass die Daten nicht gesendet werden können, sondern die Vögel wieder gefangen werden müssen, um die Daten auszulesen.

Osteuropäische Populationen bleiben unter sich

Dabei stellte sich generell die nördliche afrikanische Savannenzone und speziell das Becken um den Tschadsee als wichtiges Rastgebiet für die Blauracke heraus. Zudem zeigte sich, dass die Vögel aus in Osteuropa brütenden Populationen auch über die weite Zugstrecke hinweg stark verbunden bleiben, dass also jene Individuen, die nahe zueinander brüten, auch nahe zueinander überwintern, sagte Tiefenbach. Bei den in Südwesteuropa brütenden Vögeln war dieses Phänomen nicht so stark ausgeprägt.

Problematisch sei dieses Verhalten bei isolierten Brutpopulation, sagte der Ornithologe. Wenn sie sich in den Überwinterungsgebieten nicht über größere Bereiche verteilen und mit anderen Populationen mischen würden, seien sie lokalen Verschlechterungen oder Zerstörungen des Winterquartiers als Gesamtpopulation stärker ausgeliefert.

Tiefenbach hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der österreichischen Blaurackenpopulation auseinandergesetzt und ist auch für deren Monitoring verantwortlich. Mittlerweile sei jeder einzelne Vogel markiert, die Population aber völlig isoliert, ohne Austausch mit den nächstgelegenen Populationen in Ungarn östlich der Theiss. Inwieweit diese genetische Isolation Auswirkungen hat, untersucht Tiefenbach derzeit mit Kollegen des Naturhistorischen Museums Wien (NHM). (APA, red, 11.1.2016)