An Böhmis Seite: Olli Schulz (links).

Foto: ZDF und Ben Knabe

Das Format Talkshow zerlegen wollten Jan Böhmermann und Charlotte Roche, als sie 2012 mit ihrer Gesprächsrunde antraten. Nach zwei Staffeln war Schluss, der Tisch verwaiste. Jetzt ist er wieder besetzt. An Böhmis Seite: Olli Schulz. Mit dem Format hadern tut man nach wie vor: Schaut, so funktioniert Fernsehen, das wissen wir, woll’n wir aber nicht!

Ebenso offen wie die Konstruktionspläne des Studios liegen deshalb Sympathien und Antipathien am Tisch. Dazu Stabmikrofone, Whiskey und Zigaretten. "Reden" statt talken wollen die beiden Lausbuben – kämen sie nicht sich selbst in die Quere! Dem Wortursprung nach meint "moderieren" mäßigen, steuern, lenken. Wenn Böhmi und Schulz aber eines nicht tun, dann diese drei.

Stattdessen haben sie Freude am Unfrieden. Böhmermann kann gut vorlegen, aber weniger gut zuhören. Da kann er sich von Gangsta-Rapper Kollegha noch einiges abschauen, der hat Wettermann Jörg Kachelmann und Psychiater-Hochstapler Gert Postel mehr entlockt. Das Interesse am nächstmöglichen Gag ist eben oft größer als das an einem Gegenüber wie Til-Schweiger-Drehbuchautorin Anika Decker.

So ist es nur gerecht, dass auch die Gäste ihre gewohnten Programme abspulen. Das kühne Konzept, gegen seine Gäste zu moderieren, geht damit bedingt auf: Auch das kann wirklich komisch sein, Gespräch geht aber anders. Der Gästemund tut manchmal so wenig Neues kund, man hätte auch Pappfiguren an den Tisch setzen können. Dann wäre man wieder bei der Radiosendung, die Olli und Jan seit Jahren bestreiten.

Ein bissel fehlte der ersten Ausgabe das Charmante und Naive, das Roche beigetragen hat. Böhmermann moralisiert gern, wie Postel diagnostizierte, und Autorin Sibylle Berg als hochkarätige Ansagerin steht ihm da in wenig nach. "Ne okaye erste Sendung mit Luft nach oben", so das Selbsturteil. Genau! (Michael Wurmitzer, 11.1.2016)