Wenige Minuten nach 19 Uhr traten ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner und Andreas Khol vor die Presse: "Der Kandidat wurde einstimmig gewählt und heißt Andreas Khol", sagte Mitterlehner. Khol sei mit den Anliegen der Bürger bestens vertraut, sagt Mitterlehner. "Er steht für die Bürgergesellschaft und den sozialen Ausgleich."

Nach der Absage des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll waren auch andere Kandidaten im Gespräch. Franz Fischler etwa, der ehemalige EU-Kommissar. ÖVP-Chef Mitterlehner hatte sich dann aber anders entschieden. Für Khol. Ganz bewusst. Hätte sich Fischler etwa stärker mit dem Grün-Kandidaten Alexander Van der Bellen und der unabhängigen Kandidatin Irmgard Griss um ein ähnliches Publikum gematcht, ist die Positionierung mit Khol klarer: deutlich rechts der Mitte.

Khol und Mitterlehner am Sonntagabend.
Foto: APA/Hochmuth

Mit einer Strahlkraft in das freiheitliche Lager hinein. Das könnte, so die strategische Überlegung dahinter, insbesondere bei einem zweiten Wahlgang eine entscheidende Rolle spielen, wenn Khol gegen Van der Bellen oder den wahrscheinlichen SPÖ-Kandidaten Rudolf Hundstorfer in die Stichwahl kommt.

Mitterlehner streut Khol als politischem Vollprofi Rosen: einer mit Erfahrung, ein Verfassungsjurist, der sein Handwerk beherrscht, vor allem aber: ein Mensch mit Ecken und Kanten. Geprägt von bürgerlichen Werten, kein Schönredner (eine Spitze gegen Hundstorfer), aber auch einer, der mit abweichenden Meinungen kein Problem hat.

Die Pressekonferenz von Reinhold Mitterlehner und Andreas Khol.
fischer

"Ich mag das Land, ich mag die Leut', für mich ist Österreich ein Anliegen", sagte Khol in einem knappen Statement in der Politischen Akademie in Wien. Er sei "österreichischer Patriot" und trete "mit Freude" an. Am Montag Vormittag will er in einer Pressekonferenz näheres zu seiner Kandidatur erläutern. Die Volkspartei setzte nach dem kurzen Statement ihren Parteivorstand fort. Khols Nachfolgerin im Seniorenbund wird Ingrid Korosec, bisher seine Stellvertreterin.

Vorbehalte gegen Khol

Die Nominierung von Khol ging in der Partei nicht ganz ohne Knirschen über die Bühne, es gab etliche Vorbehalte, ob diese Positionierung richtig und Khol – nach Erwin Pröll – die beste Wahl sei. Letztlich war es aber auch eine Frage der Alternativen, also wollte der Parteivorstand dem Debakel der Pröll-Absage nicht ein zweites folgen lassen und feierte den ehemaligen Nationalratspräsidenten als den "richtigen" Kandidaten.

Ein erstes Kampagnen-Video von Andreas Khol.
Andreas Khol

Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer lobte Khols "große Erfahrung und Weitblick", auch sein Alter von 74 Jahren sei kein Hindernis. Als Signal für künftige Koalitionen wollte Haslauer die Nominierung von Khol, einem der Architekten der schwarz-blauen Koalition unter Kanzler Wolfgang Schüssel, nicht sehen.

Dass Khol bereits 2003 die Rechte des Bundespräsidenten, etwa jenes, den Nationalrat auflösen und die Regierung ernennen oder ablösen zu können, infrage gestellt hatte, müsse mit Khol selbst diskutiert werden. Haslauer sieht keine Notwendigkeit von Änderungen in den Befugnissen des Bundespräsidentenamtes.

Khol-Fans

Am Sonntag outeten sich auch Personen außerhalb der Volkspartei als Fans von Khol: Politpensionist Peter Westenthaler, unter Schwarz-Blau mit Khol eingeschweißtes Duo als Klubchef, war voll des Lobes für den Präsidentschaftskandidaten der ÖVP. "Selbstverständlich ist Khol prädestiniert für das Amt", sagte er zum STANDARD, "auch weil er mit der internationalen Politik vernetzt und mit allen Wassern gewaschen ist." Denn im Gegensatz zu den bisher bekannten Anwärtern für die Hofburg seien bei ihm keine Ausrutscher und Peinlichkeiten zu befürchten.

Ob Westenthaler, erst bei der FPÖ, später beim BZÖ und danach auch Vorstand der Fußball-Bundesliga, dem schwarzen Profi selbst seine Stimme schenken werde? "Von allen, die auf dem Spielfeld sind, ist er derzeit der Wählbarste für mich." (völ, nw, sefe, 10.1.2016)