Washington/Havanna – Sollte es sich wirklich um ein Versehen gehandelt haben, dürften die Zoll beamten in Kubas Hauptstadt Havanna nicht schlecht gestaunt haben, als sie im Frühjahr 2014 die Fracht eines Air-France-Fluges aus Paris inspizierten: Unter anderen Handelsgütern, die aus Frankreich in den Karibikstaat geschickt wurden, fand sich nämlich auch ein ungewöhnliches Stück: eine amerikanische Luft-Boden-Rakete vom Typ Hellfire, 45 Kilo schwer, zwar ohne Sprengladung, aber funktionstüchtig – und als amerikanisches Rüstungsgut gekennzeichnet.

Ein Missverständnis

Wie genau die Waffe – die Kuba sofort konfiszieren ließ – nach Havanna gelangen konnte, beschäftigt seither die US-Behörden, berichtet das "Wall Street Journal" am Freitag. Die aus Sicht Washingtons wahrscheinlichste Erklärung: ein Missverständnis beim Verladen der Rakete nach einer Nato-Übung im spanischen Rota. Freilich könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um Spionage gehandelt habe, berichtet die Zeitung unter Berufung auf anonyme Quellen.

Jedenfalls bemüht sich Washington seither, die Rakete, die etwa auf Hubschraubern, aber auch auf Drohnen montiert werden kann, zurückzubekommen. Zwar wird nicht vermutet, dass Kuba versuchen könnte, sie selbst zu kopieren – allerdings fürchten die USA, Havanna könne trotz der verbesserten Beziehungen zu Washington die Technologie weiterverkaufen. (red, 8.1.2016)