Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl habe es "gut gemeint", sagte Innenministerin Mikl-Leitner. Das war nicht als Lob gemeint.

Pürstl hatte Frauen im Anschluss an die Silvestervorkommnisse Verhaltensmaßregeln gegeben: Sie sollten "nachts generell in Begleitung unterwegs sein, Angst-Räume meiden und in Lokalen keine Getränke von Fremden annehmen". Letzterer Vorschlag würde die gesamte Disco-Anbandelungskultur zum Zusammenbruch bringen. Und was ist mit Frauen, die bei Dunkelheit (beginnt im Winter recht früh) von der Arbeit nach Hause gehen? Folgte ein Shitstorm.

Lassen wir eine Minute dem Herrn Polizeipräsidenten Gerechtigkeit angedeihen? Natürlich gibt es K.-o.-Tropfen in Getränken an der Bar. Natürlich sind Verhaltensregeln sehr angebracht. Es gibt eine ganze Wissenschaft, wie man gefährliche Situationen erkennt, sie vermeidet und welche Strategien selbst im Fall eines Angriffs helfen können. Da können übrigens Männer wie Frauen profitieren.

Nur: Das muss ein Polizeipräsident entweder verständlich sagen können oder (noch besser), auf das Krone-Interview verzichten und es einem Experten überlassen.

Wenn dabei herauskommt, dass der Herr Präsident befindet, die Frauen brauchen immer einen Kavalier an der Seite und/oder sollen gleich zu Hause bleiben, dann ist etwas sehr schiefgegangen. (Hans Rauscher, 8.1.2016)