Die Globalisierung wirft finstere Schatten: Jan Machacek zeigt im Wuk eine Medienperformance, die sich den Untiefen Mexikos nähert.

Foto: Machacek

Wien – Mexiko ist heiß. Institutionelle Korruption, mörderische Drogenkriege, auch die Bezeichnung "failed state" taucht auf. Der Wiener Performer, Medienkünstler und Experimentalfilmer Jan Machacek hat private und berufliche Beziehungen zu diesem Land, das seine Probleme auch rauschgeilen Konsumenten und Konsumentinnen vor allem in den USA verdankt.

Machacek produziert seine grenzgängerischen Arbeiten seit 15 Jahren. Jetzt zeigt das Wuk die Uraufführung seiner Medienperformance shadow replay, von der es bereits vergangenen September bei im_flieger eine ausschnitthafte Kostprobe zu sehen gab.

Stille Bilder in großer Projektion. Häuser, Straßen, Menschen. Da kommt einer vom postkolonialistischen Norden in ein südliches Land, in dem die Globalisierung finstere Schatten wirft.

Ausländer in Mexiko

Jan Machacek ist Ausländer in Mexiko. Als solcher hat er viel zu lernen. Als Künstler dokumentiert er diesen Lernprozess. Seine Neugierde ist groß, und sein Blick ist wach. Und er wird nicht durch die sensationsorientierten Logiken von Nachrichtenmedien oder investigativen Dokumentarfilmern gelenkt.

Sein "digitales Schattenspiel" fokussiert soziale Strukturen im Detail. Dafür hat Machacek nicht nur seine Kamera durch die Gegend getragen, sondern auch viele Gespräche geführt. Unter anderem kommt eine Hausangestellte zu Wort, die über herrschaftliche Verhältnisse spricht, wie es sie in Mexiko eben heute noch gibt.

Was wir als schlaglichtartige Abfolge von erschreckenden, traurigen "News" kennen, ergänzt der Künstler hier ganz ohne jegliche paternalistische europäische Perspektive durch eine beobachtende poetische Tiefenschärfe, wie sie sich für TV-Sender gar nicht mehr ausgeht.

Da siegt die Bühne – auch weil die Präsenz des Künstlers und die raumfüllende Livemusik (Juan Sebastián Lach) wesentliche Rollen spielen. (Helmut Ploebst, 7.1.2016)