Frauensprecherin Aslan: "Sexuelle Übergriffe müssen immer in der Verantwortung der Täter gesehen werden."

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Wien – Die Grünen kritisieren Aussagen des Wiener Polizeichefs Gerhard Pürstl, mit denen er Frauen Empfehlungen gibt, wie sie sich vor Gewalt schützen könnten. "Frauen sollten nachts generell in Begleitung unterwegs sein, Angsträume meiden und in Lokalen keine Getränke von Fremden annehmen. Das war früher so und wird auch in Zukunft weiter so sein", wurde Pürstl in der "Kronen Zeitung" vom Donnerstag zitiert.

"Frauen zu empfehlen, nachts nicht allein unterwegs zu sein, damit ihnen nichts passiert, ist die falsche Antwort auf die Gefahren von sexueller Gewalt", reagiert die grüne Frauensprecherin Berivan Aslan in einer Aussendung auf die Aussagen.

Verantwortung abschieben

"Es ist die Aufgabe der Polizei, für die Sicherheit aller Menschen im öffentlichen Raum zu sorgen", kritisierte Aslan. "Sollen Frauen nun mit Bodyguards herumlaufen, damit sie später nicht in die Ecke 'selber schuld' gedrängt werden?" Frauen werde so die Verantwortung für einen Übergriff zugeschoben.

Auch der grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz kritisierte Pürstls Aussagen scharf: "Wenn der Polizeipräsident meint, dass die Wiener Polizei nicht in der Lage ist, Frauen vor Angriffen zu schützen, dann hat er auf ganzer Linie versagt."

Aslan fordert Aufklärungsarbeit und Schulungsmaßnahmen für das Polizei- und Justizpersonal. "Sexuelle Übergriffe müssen immer in der Verantwortung der Täter gesehen werden. Das Verhalten oder das Äußere der Opfer ist dabei unerheblich."

"Das Interview ist in abgekürzter Form in der Printausgabe erschienen", sagte der Pressesprecher der Landespolizeidirektion Wien, Patrick Maierhofer, auf Anfrage der APA zu der Aussage Pürstls. Der Polizeipräsident selbst war nicht zu einer Stellungnahme bereit. Es sei um die allgemeinen Kriminalpräventionstipps des Innenministeriums (BMI) bei Sexualdelikten gegangen. Auf der BMI-Webseite heißt es dazu unter anderem: "Bei Unsicherheiten bitten Sie ihre Freunde, Sie nach Hause zu begleiten". Dort wird neben anderen vorbeugenden Maßnahmen wie "wachsam sein" auch dazu geraten, mit dem Taxi nach Hause zu fahren. (red, APA, 7.1.2016)