Wien/Paris – Seit Donnerstag ist die Sonderausgabe von "Charlie Hebdo" auch im österreichischen Handel erhältlich. Anlässlich des Jahrestags des Attentats auf das französische Satireblatt am 7. Jänner 2015 erschien das Magazin in einer Auflage von einer Million. Die in Österreich verfügbare Stückzahl wird dabei "doppelt so hoch" wie üblicherweise sein, teilte der Verlag Morawa auf APA-Anfrage mit.

Die genaue Auflage wollte Morawa nicht nennen, es handle sich jedoch um eine dreistellige Zahl. In Wien sei die erste Tranche der Sonderauflage bereits verfügbar, in den westlichen Bundesländern könne es jedoch noch bis Freitag dauern. Die Auslieferung einer zweiten Tranche sei für Ende der Woche geplant.

Provokante Titelseite

Für die Sonderausgabe, die auf 32 anstatt der üblichen 16 Seiten erscheint, hat die Redaktion von "Charlie Hebdo" erneut eine provokante Titelseite gewählt. Sie zeigte vor schwarzem Hintergrund einen ganz in Weiß gehaltenen bärtigen alten Mannes mit dem göttlichen Dreieck und allsehendem Auge über dem Kopf. "Ein Jahr danach: Der Mörder ist noch immer auf der Flucht", steht darüber. Das weiße Gewand ist blutbefleckt, auf dem Rücken trägt die wegrennende Figur eine Schnellfeuerwaffe, wie sie bei den islamistischen Anschlägen verwendet wurde. Schon vor Erscheinen der Sonderausgabe gab es daher Protest von Kirchenvertretern und konservativen Politikern.

Der Anschlag auf "Charlie Hebdo" vor einem Jahr, bei dem zwölf Menschen starben, war Auftakt zu einer drei Tage währenden Terrorserie mit insgesamt 17 Opfern. Die erste Ausgabe des Magazins nach der Attacke mit der Karikatur eines um die Opfer trauernden Mohammeds erreichte mit mehreren Nachdrucken eine Auflage von fast acht Millionen Exemplaren. Die Zahl der Abonnenten stieg auf mehr als 200.000. Vor den Anschlägen hatten rund 30.000 Leser pro Woche das Blatt gekauft. (APA, 7.1.2016)