Zur Mangelversorgung mit Nahrung kommt in libanesischen Flüchtlingslagern noch das Fehlen winterfester Kleidung und Schuhe.

Foto: World Vision

Im Libanon, einem Land mit gerade 4,5 Millionen Einwohnern, halten sich derzeit mehr syrische Flüchtlinge auf als auf dem gesamten europäischen Kontinent. Auf 1,2 bis 1,5 Millionen wird die Zahl der von Bürgerkrieg und islamistischem Terror vertriebenen Syrer geschätzt, die in inoffiziellen Flüchtlingscamps auf eine Möglichkeit zur Rückkehr in das Nachbarland warten.

Weil die libanesische Regierung offizielle Lager verbietet, leben viele Flüchtlinge in Verschlägen, die eher Slums gleichen. Die Versorgung mit Nahrung und Dingen des täglichen Bedarfs konnte schon in den vergangenen Monaten nicht gewährleistet werden, weshalb sich zuletzt immer häufiger Flüchtlinge veranlasst sahen, sich von dort aufzumachen – statt in Richtung der gebeutelten Heimat aber in den Nordosten, in das verheißungsvolle Europa.

Nun hält der Winter Einzug im Libanon und in den Lagern ist es um die Versorgung mit Heizmaterial und warmer Kleidung noch schlechter bestellt. Aufnahmen der Entwicklungshilfe-NGO World Vision zeigen Heranwachsende in einem Lager auf der Bekaa-Hochebene in Sandalen im Schnee stehen.

World Vision

Außenminister Sebastian Kurz wird Ende der Woche in den Libanon reisen, um mit seinem Amtskollegen Gebran Bassil und Premierminister Tammam Salam vor allem über die "Hilfe für Flüchtlinge vor Ort" zu beraten. Bisher beteiligte sich Österreich mit 11,5 Millionen Euro am EU-Syrien-Fonds (MADAD-Fonds), wodurch die Flüchtlingsversorgung in Syriens Nachbarstaaten gestützt werden soll. Es steht allerdings zu befürchten, dass durch eine alleinige Fortsetzung des Status Quo weiterhin viele Flüchtlinge die Überlebensperspektive in den Camps verlieren und nach Europa aufbrechen werden. (red, 5.1.2016)