Köln – Nach Übergriffen auf zahlreiche Frauen rund um den Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht hat die Kölner Bürgermeisterin Henriette Reker für Dienstag ein Krisentreffen angesetzt. Daran sollen unter anderen die Kölner Polizei, die Bundespolizei und Stadtdirektor Guido Kahlen teilnehmen, wie eine Stadtsprecherin sagte.

Am Silvesterabend hatten sich auf dem Bahnhofsvorplatz laut Polizei etwa 1.000 Männer versammelt, die "dem Aussehen nach aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum" stammen. Das hätten alle Zeugen übereinstimmend ausgesagt. Ähnlich hatten sich die Polizei und die Polizeigewerkschaft in Pressemitteilungen geäußert.

60 Anzeigen in Köln

Aus der Menge bildeten sich demnach Gruppen von mehreren Männern, die Frauen umzingelten, bedrängten und ausraubten. Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers sprach am Montag von Sexualdelikten in sehr massiver Form und einer Vergewaltigung. Bis Montag lagen der Polizei 60 Anzeigen vor.

Reker bezeichnete die Vorfälle als "ungeheuerlich". Es könne nicht sein, dass Besucher, die nach Köln kämen, Angst haben müssten, überfallen zu werden. "Wir können nicht tolerieren, dass hier ein rechtsfreier Raum entsteht." Polizei und Bundespolizei seien "dringend gefordert". Es müssten Schritte unternommen werden, um "insbesondere Frauen vor solchen Übergriffen zu schützen". Möglicherweise müsse man auch die Videoüberwachung im Hauptbahnhof ausweiten.

Polizisten hatten nichts bemerkt

Erst im Lauf der Silvesternacht und in den Folgetagen war das Ausmaß der Gewalt deutlich geworden. Nach Polizeiangaben waren alle verfügbaren Einsatzkräfte vor Ort. Doch die Beamten hatten anscheinend nichts von den sexuellen Übergriffen und Diebstählen gemerkt.

Als zwischen 1 und 1.30 Uhr bei der Kölner Polizei und der Bundespolizei die ersten Anzeigen eingingen, habe die Polizei von dem "massiven Vorgehen" erfahren, sagte der NRW-Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Arnold Plickert, der Deutschen Presse-Agentur. Die Vorfälle hätten eine neue Qualität.

Auch in Hamburg Frauen sexuell belästigt

Auch in Hamburg wurden in der Silvesternacht anscheinend mehrere junge Frauen von Männern sexuell belästigt und bestohlen. Nach bisherigen Erkenntnissen handelt es sich um zehn Fälle, teilte die Polizei am Dienstag mit. Sie ereigneten sich in St. Pauli im Bereich der Reeperbahn.

"Nach bisherigen Erkenntnissen sollen die Opfer im Gedränge zum Teil gleichzeitig von mehreren Männern in unterschiedlicher Gruppengröße mit südländischem oder arabischem Aussehen angegangen worden sein", teilten die Beamten mit. Dabei seien sie sexuell belästigt worden. Anschließend hätten die Opfer festgestellt, dass ihnen Wertgegenstände wie Geldbörsen und Smartphones fehlten. Betroffen waren demnach Frauen zwischen 18 bis 24 Jahren. Die Polizei rief Zeugen auf, sich zu melden. Es lägen nur vage Personenbeschreibungen der mutmaßlichen Täter vor. (APA, 5.1.2016)