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Gary Anderson ist zum zweiten Mal Weltmeister. "Es wäre schön noch einen dritten Titel zu holen, aber der Körper schmerzt", sagte der 45-Jährige.

Foto: APA/EPA/SEAN DEMPSEY

London – Die These von Mensur Suljovic wurde am Sonntag nicht so ganz bestätigt. "Das Kopfrechnen", sagte der Wiener Dartspieler im Oktober dem STANDARD, "ist wirklich sehr wichtig. Wenn man unsicher ist, kostet das Konzentration und Substanz."

Nun, Gary Anderson ist an sich schon ein guter Kopfrechner. Der Schotte ist nun zweifacher Darts-Weltmeister, aber am Sonntagabend, beim WM-Finale im Alexandra Palace zu London offenbarte er Rechenschwächen. Zweimal steuerte er beim Finishen ein falsches Feld an. Das verwirrte nicht nur Anderson selbst, sondern vor allem auch seinen Gegner Adrian Lewis.

Am Ende verteidigte der 45-jährige Anderson seinen Titel trotzdem erfolgreich – mit einem 7:5 gegen den 30-jährigen Engländer Lewis, der ebenfalls schon zweimal Weltmeister war.

So ganz wusste Anderson nach dem Finalsieg nicht, wie ihm geschah, er rief nicht seine beste Leistung ab, aber Lewis auch nicht. "Ich hatte ein paar gute Darts und ein paar schlechte Darts", sagte Anderson. Er jubelte nicht ausgelassen, nahm den WM-Sieg dankbar hin. Wer weiß, wie oft er dazu noch eine Chance haben wird. "Es wäre schön, noch einen dritten Titel zu holen, aber der Körper schmerzt. Wir Ältere sind Auslaufmodelle, aber ich bleibe dran."

Rekordpreisgeld

Mit dem Rekordpreisgeld von 300.000 Pfund (rund 400.000 Euro) dürfte Anderson eine Weile über die Runden kommen. Und der Mann aus der Kleinstadt Eyemouth hatte trotz Rechenschwäche und Alterserscheinungen schon schlimmere Zeiten.

Anfang 2011 war Anderson auf seinem damaligen sportlichen Höhepunkt. Erstmals stand er in einem WM-Finale, unterlag damals dem heurigen Finalgegner Adrian Lewis. Zudem gewann er die Premier League, war unter den besten Vier der Weltrangliste, ehe ihn Schicksalsschläge aus der Bahn warfen.

Todesfälle in der Familie

Im Herbst 2011 erlag Andersons Bruder 35-jährig einem Herzinfarkt, wenige Monate später verstarb der Vater. Danach trennte er sich noch von seiner damaligen Ehefrau, mit der er zwei Söhne hat. Zahnschmerzen und Augenprobleme machten ihm zudem zu schaffen. Darts wurde Anderson ziemlich egal.

Zurück zur Motivation verhalfen ihm schließlich seine neue Partnerin Rachel, die natürlich am Sonntagabend im "Ally Pally" mitzitterte, und die Geburt seines Sohnes Tai im April 2014. Seinen Namen ließ er sich auf die rechte Hand tätowieren. Anderson wurde besser denn je. WM-Titel 2015 und jetzt auch der Titel 2016. Trotz Rechenschwäche. (rie, sid, 4.1.2016)