Das abschließende Springen ist kein Selbstläufer für Peter Prevc.

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Bischofshofen – Wenn sich Peter Prevc in die Lüfte schwingt, blicken die anderen Springer bewundernd bis neidisch zu ihm auf. Der 23-jährige Slowene hat fünf von bisher zehn Saisonbewerben gewonnen und kommt mit 19,7 Punkten Vorsprung auf den Deutschen Severin Freund zum Tournee-Finale nach Bischofshofen. Nur ein Missgeschick kann verhindern, dass Prevc nach sieben ÖSV-Erfolgen in Serie die Trophäe erobert.

Doch der Mann aus Kranj will trotz des großen Guthabens noch keine Vorschusslorbeeren. "Gut, dass ich jetzt noch mehr Vorsprung habe", sagte Prevc nach seinem überlegenen Sieg in Innsbruck, "aber ich muss bis zum Schluss fokussiert bleiben, denn es kann sich noch alles ändern." Es sei ihm schon passiert, dass er bei nur 115 Metern landete. "Und wenn man zehn Meter kürzer springt, dann sind das schon 18 Punkte."

"Der hat wirklich alles drauf"

Für die Konkurrenz steht Prevc als Nachfolger von Stefan Kraft aber praktisch schon fest. Zu überlegen hat er bei der Tournee agiert, war in fünf von sechs Durchgängen der Beste. Nach seinen Siegen in Garmisch-Partenkirchen und vor allem am Sonntag in Innsbruck wirkte er denn auch viel gelöster und gewährte sogar Einblicke in sein Gefühlsleben.

Enorm groß sei der Druck gewesen, dem er sich vor dem Bergisel-Springen ausgesetzt sah. Angesichts des elften Platzes im Vorjahr seien ihm viele Dinge durch den Kopf gegangen, zudem verpatzte er den Probedurchgang. "Aber ich konnte die negativen Gedanken beiseiteschieben und mich auf das Positive konzentrieren."

Auch eine Erkältung beeinträchtigte seine Leistungen nicht. "Er ist ein harter Arbeiter und einer, der in jedem Wettkampf alles herausholt und sehr stabil springen kann", sagte Severin Freund nach dem zweiten Tagesrang mit 11,1 Punkten Rückstand. Auch Werner Schuster, österreichischer Trainer des DSV-Teams, war von Prevc' Vorstellung angetan. "Was er am Sonntag gemacht hat, war fabulös, der hat wirklich alles drauf."

Weiterkämpfen

Schuster hofft jetzt auf eine starke Leistung Freunds im abschließenden Bewerb am Mittwoch ab 17 Uhr (live in ORF 1). Der Skiflugweltmeister hat bisher die Tagesränge eins, drei und zwei erreicht. Schuster weiß aber, dass auch Prevc die Paul-Außerleitner-Schanze vom Profil her liegt. "Da kommen seine Qualitäten gut durch."

ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin fand es unglaublich, welche Leistungen Prevc zeigt. "Er ist in einem Modus, wo wir alle nur staunen." Die ÖSV-Athleten müssen dagegen weiter auf den ersten Saisonsieg hoffen.

In Innsbruck war Michael Hayböck als einziger Österreicher unter den Top Ten. Nach einem Fehler im ersten Durchgang und zweimaligem Windpech (jeweils stärkster Rückenwind) blieb dem Vorjahrszweiten der Tournee nur Rang fünf. Zudem verlor er den dritten Gesamtrang um 1,2 Punkte an den Norweger Kenneth Gangnes. "Es schaut nicht so gut aus für uns", sagte Kuttin. "Wir müssen kämpfen, und das werden wir auch." (APA, 4.1.2016)