Das Geld für das geplante "Haus der Geschichte" sieht Eva Blimlinger "nicht gut angelegt".

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Wien – Die Organisation der Uni-Gebäude über die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) sei "ökonomisch und politisch ein Blödsinn", sagt Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste, im APA-Interview. Derzeit zahlen die Unis Miete an die BIG – mit Geld, das sie vom Wissenschaftsministerium bekommen. Die BIG führt das Geld wieder ans Wirtschaftsministerium ab. "Von diesem Kreislauf profitieren letztlich nur die Banken", sagt Blimlinger. "Die Frage der Gebäude müsste dringend ganz anders gelöst werden."

Blimlinger kritisiert auch an den Leistungsvereinbarungen zwischen Unis und Ministerium. Die Vorbereitungen und Verhandlungen dafür würden ein ganzes Jahr laufen, "eine Basarsituation, die für beide Seiten entwürdigend ist" und bei der "wahnsinnig viel Zeit draufgeht". Drittmittel seien außerdem für Kunstuniversitäten viel schwieriger zu bekommen als für wissenschaftliche Universitäten.

Gegen "Haus der Geschichte"

Jene 111 Millionen Euro, die Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) für das erst zu bauende "Haus der Geschichte" veranschlagt, sieht Blimlinger "nicht gut angelegt" – sie sitzt selbst in der Steuerungsgruppe für das Projekt. Der Bau würde sich auch "mit dieser Summe nicht ausgehen". Es habe außerdem "nie eine Community aus Museumsleuten, Historikerinnen und Historikern gegeben, die gesagt hat: Super, machen wir ein 'Haus der Geschichte'!" Geschichte müsse heute "kleinteilig und zielgruppenorientiert" vermittelt werden.

Auch das "Haus der Zukunft", das nach aktuellen Plänen ans "Haus der Geschichte" angehängt werden soll, lehnt Blimlinger ab: "Es kann gar nichts." Die elf Millionen Euro, die nach Ostermayers Plänen beim Weltmuseum eingespart werden, sollten laut Blimlinger lieber in bestehende Heimat- und Bezirksmuseen sowie in die Begrünung des Heldenplatzes investiert werden.

Von Nazi-Vergangenheit der Akademie "überrascht"

Vom Ausmaß der Unterwanderung der Akademie der bildenden Künste durch Nationalsozialsten vor 1938 war Blimlinger "überrascht". Man habe immer gewusst, dass die Akademie "keine Hochburg von Modernität und Progressivität war. Aber dass es derartig viele illegale Nazis gegeben hat, dass man aufgrund der Nürnberger Gesetze de facto niemanden als jüdisch entlassen musste, weil man schon vorher niemanden hineingelassen hat – das hat mich schon überrascht." (red, APA, 4.1.2016)