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Der sogenannte "eye-job" verliert in Südkorea offenbar an Beliebtheit.

Foto: REUTERS/Han Jae-Ho

Fast überall auf der Welt rätseln Boulevardzeitungen in verlässlicher Regelmäßigkeit, welche Celebritys sich wohl jüngst unters Messer gelegt haben. Einzig in Südkorea könnte jedoch solch eine Geschichte für Schlagzeilen sorgen: Der neueste Schrei unter Schauspielerinnen und Sängerinnen sei es, auf das obligatorische künstliche Augenlid zu verzichten. Das sehe "geheimnisvoll" und "ungemeißelt" aus, schreibt die Tageszeitung Korea Times.

In keiner Stadt werden mehr Nasen gerichtet und Botoxspritzen injiziert als in Seoul, dem Mekka der Schönheitschirurgie. Statistisch gesehen hat bereits jede fünfte Südkoreanerin künstlich nachgeholfen. Kein Eingriff ist jedoch so populär wie der sogenannte "eye-job", das Schneiden einer künstlichen Lidfalte. Diese lässt die Augen größer – und auch westlicher – erscheinen. Im Gegensatz zu Europäern ist das Gros der Koreaner ohne eine solche Falte geboren.

Wegen seiner Popularität wird der Eingriff auch als "basics" bezeichnet, der längst als beliebtestes Matura-Geschenk von Müttern an ihre Töchter gilt. In der ultrakompetitiven Gesellschaft wollen sie ihrem Nachwuchs einen kosmetischen Vorsprung bei der Uni-, Arbeits- und Heiratswahl verschaffen.

Püppchen-Look als Schönheitsideal

Im Seouler Ewha-Viertel flaniert die Kernzielgruppe der koreanischen Schönheitsindustrie in engen Gassen zwischen Schuh-, Dessous- und Designerläden. Hier befindet sich nämlich die größte Frauenuniversität der Welt. Wer die Studentinnen beobachtet, bekommt das konformistische Schönheitsideal vorgeführt: Miniröcke, Stöckelschuhe und blass geschminkte Gesichter – klassischer Püppchen-Look.

Gehören künstliche Augenlider noch immer dazu? "Derzeit gelten Stars ohne doppeltes Augenlid als sexy", sagt eine Studentin der Erziehungswissenschaften. Ihre Freundinnen stimmen zu: Asiatisch aussehende Augen seien das nächste große Ding.

Zweifel am neuen Trend

Maxine Builder glaubt nicht so recht an die Rückkehr zur Natürlichkeit. Vor Jahren bereits zog die Modejournalistin von New York nach Seoul, um über die Kosmetikindustrie in Südkorea zu berichten. Der neue "single-eyelid-look" zeige laut Builder vor allem, wie sehr die doppelte Augenfalte hier zur Norm geworden ist: "Bis zu dem Punkt, dass heute unoperierte Prominente berichtenswert sind." (Fabian Kretschmer aus Seoul, 4.1.2016)