Antoine Deltour, heute 30 Jahre alt, am Flussufer der Mosel in seiner Heimatstadt Epinal. Wird er in Luxemburg verurteilt, müsste ihn Frankreich ausliefern.

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Das EU-Parlament setzt einen Sonderausschuss wegen Lux-Leaks ein.

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Im Schatten der Finanzindustrie sind die Wirtschaftsprüfer in Luxemburg groß geworden. Marktführer PwC zählt zu den größten Arbeitgebern des Landes.

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Juncker war Premier zu jener Zeit, aus der die Lux-Leaks-Dokumente stammen.

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Es ist der vorletzte Arbeitstag von Antoine Deltour bei PricewaterhouseCoopers (PwC) in Luxemburg. Deltour, zu der Zeit Mitte 20, möchte das Fortbildungsmaterial, das er im Laufe der Zeit bei dem Wirtschaftsprüfer gesammelt hat, mitnehmen, ehe er der Firma den Rücken kehrt. Als er sich in dem Großraumbüro in der Rue Eugène Ruppert durch die Files klickt, stößt er auf eine Datei mit der Bezeichnung "Steuerdokumente". Deltour öffnet das Dokument.

Das Material ist heikel, so viel erkennt er auf Anhieb, auch wenn er nicht alles versteht. Er kopiert die Daten auf seinen Laptop. An das genaue Datum kann er sich nicht mehr erinnern. In den Unterlagen der Luxemburger Staatsanwaltschaft ist der 13. Oktober 2010 als Tatzeitpunkt vermerkt. "Ich habe nicht groß nachgedacht in diesem Augenblick", wird er später sagen.

Politisches Erdbeben

Antoine Deltour ist der Informant hinter dem als Lux-Leaks bekanntgewordenen Steuerskandal. Er gab die Daten von dem Rechner bei PwC weiter und löste damit ein politisches Erdbeben aus. Mithilfe des Materials ließ sich belegen, wie 350 multinationale Konzerne über Jahre hinweg für dutzende Milliarden Euro an Gewinnen so gut wie keine Steuern bezahlten. Möglich gemacht haben das Umgehungsgeschäfte über das Großherzogtum Luxemburg.

Involviert in den Skandal sind prominente Konzerne wie Pepsi, Vodafone, Deutsche Bank, Disney, der Energieriese Eon, Weight Watchers oder der Ketchup-Hersteller Heinz. Die Affäre führte zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses im EU-Parlament. Sie hat die Gesetzgebung in der EU beeinflusst und das Ansehen des früheren luxemburgischen Premiers und aktuellen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker ramponiert – ob nachhaltig, wird sich erst weisen.

Mit Sicherheit aber hat jener Augenblick im Oktober 2010 für immer das Leben von Antoine Deltour verändert. In Luxemburg ist er wegen Diebstahls, Verletzung des Betriebs- und Berufsgeheimnisses, Einbruchs in ein Informatiksystem und wegen Geldwäsche angeklagt. Deltour hat für die Weitergabe der PwC-Dokumente nie Geld genommen. Doch in Luxemburg fällt die Nutzung gestohlener Daten unter den Geldwäscheparagrafen. Maximaler Strafrahmen: fünf Jahre Haft und 1,25 Millionen Euro Strafe. Unter besonders schweren Umständen könnte der Richter sogar das doppelte Strafmaß verhängen.

Diebstahl und Geldwäsche

Wer ist der Mann hinter Lux-Leaks? Weshalb entschließt sich ein gut verdienender Wirtschaftsprüfer, der sich mit seinem Job einen Lebenstraum erfüllt hat, eines Tages dazu, trotz aller damit verbundenen Risiken, nicht länger im System mitzuspielen?

Der heute 30-jährige Franzose lebt wieder in seiner Geburtsstadt Epinal, einem grauen 30.000-Einwohner-Städtchen im Osten des Landes. Dort ist es sehr ruhig, was gut zu Deltour passt. Deltour will sich von den Medien nicht zur Ikone stilisieren lassen, weil er fürchtet, dies könnte ihm im Luxemburger Strafprozess schaden. Darum lehnt er die meisten Interviewanfragen ab. Zu einem Treffen mit dem STANDARD willigt er erst nach Monaten ein.

Zu der Begegnung in der Brasserie du Commerce kommt er in einem blauen Strickpulli, der mit seiner blauen Brille harmoniert. Deltour ist freundlich, aber zurückhaltend. Bis er auftaut und das erste Mal herzhaft lacht, braucht es Zeit. Wenn er vor einer Antwort nachdenkt, plustert er die linke Backe auf und bläst die Luft nach und nach raus. Er ist nicht eitel, dennoch ist es ihm wichtig, was andere von ihm denken. Er sagt oft Sätze wie "Das hört sich jetzt vielleicht komisch an ..." – die eine gewisse Unsicherheit erkennen lassen.

Ehrgeiz statt Perspektiven

Deltour wird 1985 in eine kleinbürgerliche Familie hineingeboren. Sein Vater ist Mathematiklehrer in Epinal, seine Mutter Ärztin. Er hat zwei Geschwister. Ob der junge Deltour an den bescheidenen Wohlstand der Eltern anknüpfen kann, ist mehr als fraglich. Denn die Region Lorraine (Lothringen), einst Hochburg der Schwerindustrie, ist Anfang der 1990er-Jahre im Würgegriff der Stahlkrise. Ein Werk nach dem anderen schließt. Die Arbeitslosigkeit steigt rapide. "Die Lehrer haben uns gesagt, dass es für uns schwer werden wird, einen Arbeitsplatz zu finden", erzählt Deltour.

Wenn Perspektiven fehlen, hilft Ehrgeiz, und den hat Deltour. Nach dem Schulabschluss lernt er zwei Jahre für die Aufnahmeprüfung und wird auf einer Grande école, einer der Kaderschmieden für Frankreichs Elite, in Bordeaux aufgenommen. Deltour will Bilanzprüfer werden. Das Thema interessiert ihn. Aber fast wichtiger bei der Berufswahl war ein Nachbar der Familie in Epinal. Ein Wirtschaftsprüfer, "der immer ein großes Auto, einen Audi, in der Auffahrt stehen hatte". Das hat den jungen Deltour beeindruckt.

Das Eldorado der Franzosen

Für seine Ausbildung muss er ein Praktikum absolvieren. Ein ehemaliger Student seiner Eliteschule, der für PwC in Luxemburg arbeitet, vermittelt ihm dort eine Stelle. Nach seinem Praktikum bekommt er das Angebot, zu bleiben.

Luxemburg ist zu der Zeit für viele Franzosen ein Eldorado, wo sich viel Geld verdienen lässt. Das Großherzogtum ist mit seinen 500.000 Einwohnern neben London und New York ein drittes Zentrum des globalen Finanzkapitals. Luxemburg beheimatet mehr als 3000 Investmentfonds, nur in den USA sind noch mehr zu finden. Sie managen laut der Industriestaatenorganisation OECD ein Vermögen von drei Billionen Euro. Im Schatten der Finanzindustrie sind die Bilanzprüfer groß geworden. PwC, Deloitte, KPMG, Ernst & Young: Die als "Big Four" bekannt gewordenen Kanzleien zählen zu den größten Arbeitgebern in Luxemburg.

Deltour fühlt sich zunächst ausgesprochen wohl. Sein Einstiegsgehalt ist gut, er erhält einen Dienstwagen. Zwar noch kein repräsentativer Audi, aber bei PwC Luxemburg werden die Firmenwagen mit jeder erklommenen Stufe auf der Karriereleiter größer, und Deltour hat gute Aufstiegschancen. Eine PwC-Faustregel lautet: Wer mit Druck umgehen kann, kommt voran. Deltour arbeitet viel, seine Vorgesetzten schätzen ihn.

Das Geschäft bei PwC ist in drei Sparten untergliedert: Unternehmensberater, Steuerexperten und Wirtschaftsprüfer, zu denen ab 2008 auch Deltour, zu der Zeit Anfang 20, gehört. Er prüft die Bilanzen von Immobilienunternehmen und Fonds, viele davon mit Milliardenumsätzen. Das Mittelstandskind aus Lothringen scheint vor einer großen Karriere zu stehen.

Ein besonderer Trick aus Luxemburg

Doch er stößt auf Merkwürdigkeiten in seiner Arbeit. Wenn Deltour seine Zahlenkolonnen prüft, stellt er häufig fest, dass in der Zeile "Steuern" eine Null steht. Er lässt sich die Vorgänge von den PwC-Steuerleuten erklären. Es gibt da zum Beispiel den Kredittrick: Unternehmen A gründet in Luxemburg eine Tochterfirma B und nimmt bei ihr ein Darlehen auf. A zahlt Zinsen nach Luxemburg, was die Gewinne im Heimatland mindert. Und bei Firma B sind die Zinsen dank Luxemburgs Gesetze beinahe steuerfrei.

Die PwC-Leute lassen sich diese Konstruktionen von der Luxemburger Steuerverwaltung, der "Société 6", vorab mit Steuerbescheiden genehmigen. Der Chef der Société 6 unterzeichnet so viele dieser Bescheide, dass bei PwC gewitzelt wird, wie gewissenhaft er wohl arbeite. Der Fiskus in Europa schaut durch die Finger. Viele Firmen zahlen auf ihre Gewinne weniger als ein Prozent Steuern.

Briefkastenfirmen

Deltour stellt ferner fest, dass die meisten der Unternehmen, die er prüft, Briefkastenfirmen sind. Da wird nichts hergestellt und nichts verkauft. Dafür fließen enorme Summen hin und her. Es ist leicht für ausländische Konzerne, aus Steuergründen eine Niederlassung in Luxemburg zu gründen. Spezielle Subunternehmer bieten ihre Dienste an und stellen eine Postadresse zur Verfügung. An einigen dieser Adressen sind mehr als 1000 Konzerne registriert.

Es ist kein spezieller Fall, der Zweifel in Deltour hochkommen lässt. Doch nach und nach entfremdet er sich von seinem Arbeitgeber. PwC hat in Luxemburg nicht nur davon profitiert, dass Konzerne aus der ganzen Welt im Großherzogtum Steuern sparen wollten. Die Wirtschaftsprüfer holten ausländische Konzerne aktiv ins Land, boten und verkauften systematisch Steuersparmodelle: Zu diesem Ergebnis wird ein Sonderausschuss des britischen Parlaments gelangen, der viel später, Ende 2014, die Lux-Leaks-Affäre untersucht.

Moralische Bedenken

Von diesem Ausmaß weiß Deltour nichts, als er sich im Herbst 2010 entschließt, PwC zu verlassen. Er hat persönliche Gründe dafür: In Luxemburg dreht sich sein ganzes Leben um Arbeit, es gibt keinen Ausgleich. Hinzu kommt, dass er nicht länger Teil dieses Systems sein will. Er hat moralische Bedenken.

Konzerne, die keine Steuern zahlen, bestehlen nicht nur die Allgemeinheit. In Deltours Augen ruinieren sie das kapitalistische Wirtschaftssystem, weil reiche Unternehmen immer reicher werden und so einen fairen Wettbewerb verhindern. Solche Gedanken schwirren in seinem Kopf herum, als er die mehr als 500 Steuervorbescheide, mehrere tausend Seiten Material, bei PwC auf seinen privaten Laptop kopiert.

Deltour wird nicht über Nacht zum Lux-Leaks-Informanten: Er stolpert in diese Rolle hinein. Er nimmt die Daten mit zurück nach Frankreich, treibt sich häufig in Online-Foren herum, schreibt Kommentare unter seinem Namen zum Thema Steuergerechtigkeit und Luxemburg. Mit dem wachsenden Abstand reift seine Empörung.

Auf dem Weg zum Whistleblower

Eines Tages habe ihn der französische Aufdeckerjournalist Edouard Perrin vom TV-Sender France 2 kontaktiert, erzählt Deltour. "Er hat einen meiner Texte im Internet gelesen und erkannt, dass ich etwas von der Materie verstehe." Bei einem Treffen mit Perrin berichtet Deltour von dem PwC-Material. Perrin hakt nach – und Deltour willigt ein, ihm die Dokumente auszuhändigen. "Aber ich bestand darauf, dass weder die Namen der Klienten noch jener von PwC genannt wird", betont er. Er habe die Öffentlichkeit aufklären wollen, ohne die Diskretion seiner Branche aufs Eklatanteste zu verletzen.

Dies ist ein heikler Punkt der Geschichte, denn Deltours Verteidigung baut darauf auf, dass er die Veröffentlichung der Namen von PwC-Klienten nicht aktiv betrieben habe. Im Mai 2012 sendet France 2 eine Reportage in der Sendung "Cash Investigation". Luxemburg, die Firmen, PwC: Alles kommt darin vor. Er sei im ersten Moment geschockt gewesen, sagt Deltour, "aber ich verstand sofort, dass man ohne Nennung der Firmennamen niemals das gleiche Maß an Aufmerksamkeit bekommen hätte".

Sendung ohne Folgen

Nach der Ausstrahlung im Fernsehen fürchtet der Whistleblower, aufzufliegen. Doch die Sendung bleibt ohne Folgen, die Geschichte erweckt außerhalb Frankreichs kein Echo. Zwei Jahre geschieht nichts. Deltour zieht in dieser Zeit öfter um, nimmt einen Job als Statistiker an. Im Juni 2014 läutet sein Handy: Ein Polizeibeamter aus Epinal bestellt ihn ohne Angabe von Gründen aufs Revier.

Deltour denkt, man werde vielleicht ein paar Fragen wegen der alten PwC-Geschichte haben – er nimmt sich einen Tag frei. Auf dem Kommissariat folgt der Schock: Er wird sofort verhaftet, weil er von Luxemburgs Staatsanwaltschaft gesucht wird. PwC hatte schon 2012 Forensiker ermitteln lassen, wer die Daten gestohlen hat. Frankreichs Justiz brauchte allerdings recht lange, um Deltour zu finden.

Nun geht alles Schlag auf Schlag: Der Ex-PwC-Mann kommt in Untersuchungshaft, man nimmt ihm seine Brille ab, ohne die er fast blind ist, ebenso Gürtel und Schuhe. Er wird befragt, zu einem Geständnis gedrängt. Deltour kommt sich vor wie ein Schwerverbrecher. Diesen Moment auf dem Kommissariat erlebt er als den schlimmsten in der Affäre. Plötzlich scheint sein ganzes Leben zu zerbrechen, er weiß nicht, wie ihm geschieht, "ein Trauma", wie er heute sagt.

EU-Regeln verpflichten Frankreich, Strafurteile aus Luxemburg anzuerkennen und zu vollstrecken. Deltour fürchtet, für eine Affäre ins Gefängnis gehen zu müssen, die nicht einmal öffentliches Interesse geweckt hat. Er hat alles riskiert für einen 45-minütigen Beitrag im Abendprogramm. Er fühlt sich allein, ohne Vertraute und ohne professionellen Rechtsbeistand.

Ein Skandal braucht ein Gesicht

Er wird auf freiem Fuß angezeigt. Wenige Wochen später, im November 2014, schlägt der Lux-Leaks-Fall dann Wellen: Ein in Washington ansässiges Journalistenkonsortium (ICIJ), dem Zeitungen und TV-Stationen weltweit angehören, publiziert die Luxemburg-Akten.

Diesmal schlägt die Affäre voll ein, vor allem, weil Juncker inzwischen EU-Kommissionschef ist und die Medien ein Gesicht brauchen, um diese Geschichte zu erzählen. Die wenigsten Leser interessiert es, zu erfahren, wie Konzerne mit Holdings Steuern sparen. Menscheln muss es: "Juncker, der Kommissionschef, wankt", das sind Schlagzeilen, die Klicks bringen und Interesse wecken.

Deltour behauptet, nicht zu wissen, wer die Daten an das ICIJ weitergegeben habe. Das sagt auch der Journalist Perrin, der in Luxemburg inzwischen selbst angeklagt ist. Dritter Mitangeklagter ist ein Ex-PwC-Mann, den Perrin im Zuge seiner Recherchen kontaktierte und der ebenfalls einige Steuervorbescheide weiterreichte.

Schritt an die Öffentlichkeit

Deltour hat kein Geld, um seine Anwälte zu bezahlen. Um von dem regen Interesse zu profitieren, raten ihm seine Rechtsvertreter im Herbst 2014 zum Schritt an die Öffentlichkeit. Seither gibt es ein Unterstützungskomitee für Deltour. Er wird über Nacht weltweit bekannt, sein Handy klingelt fast ununterbrochen – um mit dem Druck fertig zu werden, sucht er psychologische Hilfe auf.

Das EU-Parlament setzt nach Lux-Leaks einen Sonderausschuss ein, der die Vorgänge untersuchen soll. Zu dessen Empfehlungen gehört, den schädlichen Steuerwettbewerb zwischen den EU-Ländern zu unterbinden. In den kommenden Monaten soll die Rolle Junckers unter die Lupe genommen werden.

Die Steuervorbescheide stammen aus seiner Zeit als Luxemburgs Premierminister. Viele der Gesetze, die das Land attraktiv für Konzerne gemacht haben, sind unter seiner Führung zustande gekommen. Etwa jene Bestimmungen, die es Firmen erlaubten, hunderte Millionen Euro an Lizenzgebühren für die Nutzung eigener Patente in das Großfürstentum zu überweisen, weil diese Gebühren dort beinahe steuerfrei waren. Auch die Arbeit der Wirtschaftsprüfer müsse strenger reglementiert werden, fordern die Parlamentarier.

Aus höheren Motiven

Was sagt PwC-Luxemburg zu der Causa? Man wolle sich zu einem laufenden Verfahren nicht äußern, lautet die lapidare Antwort. Dafür spricht Deltours Anwalt Philippe Penning: Sein Mandant habe die ihm vorgeworfenen Taten begangen, aber er habe aus höheren Motiven heraus gehandelt, weshalb ihm die Strafe nachzusehen sei. So die Verteidigungsstrategie. Möglich, dass sie aufgeht, denn die Affäre hat zweifellos viel Staub aufgewirbelt.

Möglich ist aber auch, dass man ein Exempel statuieren will. "Deltour hat in ein Wespennest gestochen", sagt Justin Turpel, ein Linkspolitiker aus Luxemburg. Im Großherzogtum spielen die Big Four auch in der Politik eine gewichtige Rolle. Luxemburg, in der Affäre selbst unter Druck geraten, habe einige Steuerschlupflöcher schließen müssen, dafür aber wieder neue aufgemacht. Kurz vor Weihnachten wurde ein Gesetz verabschiedet, das ausländischen Reedern Steuervorteile verspricht, wenn sie sich im Land ansiedeln.

Post vom Gericht

Mit Ausnahme Deltours und seiner Mitangeklagten muss niemand juristische Konsequenzen als Folge von Lux-Leaks fürchten – alle aufgedeckten Fälle waren legal.

Deltour hat inzwischen gelernt, mit der Causa umzugehen. Er hat eine Familie gegründet, eine Tochter bekommen. Sein Leben kreist nicht mehr allein um Lux-Leaks. Vor wenigen Tagen erhielt er Post vom Gericht in Luxemburg: Sein Prozesstermin ist vom 26. April bis 4. Mai angesetzt. Es macht ihn stolz, dass seine Enthüllungen nicht ohne Folgen geblieben sind.

Bei seiner einstigen Befragung in Luxemburg wollte der Untersuchungsrichter wissen, warum er nicht einfach weggegangen sei, als es für ihn bei PwC nicht mehr gepasst habe. Seine Antwort heute: "Ich denke, es gibt eine Pflicht für jeden Bürger, kritisch zu bleiben, auch gegenüber sich selbst. Es gibt Momente, da darf man nicht wegschauen." Ob er es wieder tun würde? Deltour denkt nach. Er pustet wieder Luft aus der linken Backe. Dann sagt er laut: "Ja." (András Szigetvari, 3.1.2016)