Beirut – Im Südosten der Türkei ist laut Aktivisten ein oppositioneller syrischer Dokumentarfilmer und Journalist ermordet worden, der offen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) kritisierte. Der Filmemacher und zweifache Vater Naji Jerf sei am Sonntag in der Stadt Gaziantep nahe der syrischen Grenze mit einer Pistole getötet worden, teilte die syrische Menschenrechtsgruppe RBSS auf Twitter mit.

Die türkische Nachrichten-Webseite T24 berichtete, Jerf sei auf offener Straße von einer Kugel im Kopf getroffen worden und im Krankenhaus gestorben. Die Polizei habe Ermittlungen eingeleitet. Türkischen Medienberichten zufolge arbeitete der 37-Jährige gerade an einem Dokumentarfilm über die Massaker des IS. Jerf hatte bereits mehrere Dokumentarfilme über den Syrien-Konflikt gedreht.

Der Filmemacher arbeitete mit der Gruppe RBSS (Raqqa is Being Slaughtered Silently) zusammen, einer Gruppe von Bürgerjournalisten, die seit April 2014 heimlich Menschenrechtsverletzungen in der syrischen IS-Hochburg Raqqa dokumentiert. Jerf war auch Chefredakteur der syrischen Zeitschrift "Hentah", die laut ihrer Webseite über den Alltag von Syrern berichtet.

Ein Freund des Filmemachers sagte, Jerf habe diese Woche mit seiner Familie nach Paris reisen sollen, nachdem die Familie ein Asylvisum für Frankreich erhalten habe. Es ist nicht das erste Mal, dass ein syrischer Oppositioneller in der Türkei getötet wurde. Ende Oktober hatte sich der IS zur Ermordung des syrischen Aktivisten Ibrahim Abd al-Qader (Abdul Kader) und seines Freundes bekannt. Die beiden wurden enthauptet in einem Haus im südtürkischen Sanliurfa aufgefunden. (APA, 27.12.2015)