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12.000 Besucher werden im Hamburger Congress Centrum erwartet.

Mit der Eröffnung des Chaos Communication Congress im Hamburger Congress Centrum neigt sich das netzpolitische Jahr seinem Ende zu. Bis zum 30. Dezember tauschen sich am 32C3 Netzaktivisten, Hacker und Interessenten zu verschiedenen Themen aus und lassen jüngste Entwicklungen Revue passieren.

"Gated Communities" lautet das diesjährige Überthema, mit dem sich laut "Spiegel" rund 12.000 Besucher beschäftigen werden. Verstehen kann man darunter vieles. Neben der klassischen Bedeutung von abgeschotteten Wohnvierteln passt der Begriff auch hervorragend in die digitale Sphäre.

Von goldenen Käfigen und Filterblasen

Ob Apple, Android oder Amazon – viele Anbieter versuchen, User in ihre Ökosysteme zu locken und darin zu binden. Wer einmal genug Geld in den "goldenen Käfig" investiert hat, verlässt ihn nur noch schwer. Mit Apple News oder Google News unterliegt aber auch der Informationsfluss zunehmend konzerneigenen Algorithmen und Filtern.

Und, so erklärt Dirk Engling, ein Sprecher des Chaos Computer Club, die User bauen sich auch selber abgeschottete Bereiche und kommt dabei auf die berüchtigte "Filter-Bubble" in sozialen Netzwerken zu sprechen. Augenzwinkernd nennen die Organisatoren auch den 32C3 eine "Gated Community", in der man dem "Bullshit-Bingo der Außenwelt" für ein paar Tage entkommen kann. Man will hier "selber machen, selber diskutieren, selber denken" und "selber entscheiden". Eine durchaus angemessene Ansage für eine der netzpolitisch bedeutendsten Veranstaltungen überhaupt.

Turbulentes Jahr für Netzpolitik

Die Aufarbeitung der diesjährigen Entwicklungen wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Entscheidungen der EU zu Netzneutralität und Roaming sorgen bei vielen Netzaktivisten ebenso für Haarsträuben wie verschiedene Statements des Digitalkommissars Günter Oettinger oder die in manchen Ländern bereits zur Realität gewordenen Forderungen nach mehr Überwachung im Lichte der Bedrohung durch die Terrororganisation "Islamischer Staat" und die Anschläge in Paris und Beirut.

"Steckt eure Köpfe nicht nur in die Tastatur"

Die Vorträge und Diskussionen zu zahlreichen Themen des großen Programms können auch online mitverfolgt werden. Livestreams in verschiedenen Formaten und mit Übersetzung finden sich auf der CCC-Website. Die Auftaktkeynote hielt Fatuma Musa Afrah.

Die einst aus Somalia und Kenia Geflohene lebt mittlerweile in Deutschland und beschäftigte sich in ihrer Rede mit den Themen gesellschaftliche Vielfalt und dem Überwinden physischer Grenzen, quasi der realen "Filterblase". Ihre Forderung, so zitiert der NDR: "Steckt eure Köpfe nicht nur in die Tastatur." (gpi, 27.12.2015)