Rom – Der ehemalige Chef der CIA-Zentrale in Mailand, Robert Seldon Lady, der wegen der Entführung des ägyptischen Imams Abu Omar 2009 in Abwesenheit in Mailand zu neun Jahren Haft verurteilt worden war, ist von Italiens Präsidenten Sergio Mattarella begnadigt worden.

Begnadigt wurde auch die CIA-Agentin Betnie Madero, die beim selben Prozess in Italien verurteilt worden war und die noch drei Jahren Strafe hätte absitzen müssen. Beide US-Bürger befinden sich längst nicht mehr in Italien. Seldon Lady hatte 2013 den Wunsch auf Begnadigung geäußert, mit dem sich das Justizministerium in Rom einverstanden erklärt hatte. "Dieser Prozess hat mein Leben zerstört", sagte der im Interview mit der Tageszeitung "La Stampa" zuletzt.

Das Verfahren gegen Seldon Lady, Madero und weitere 24 CIA-Agenten hatte großes Aufsehen erregt, weil es der erste Prozess zu geheimen Verschleppungen von Terrorverdächtigen in Folterstaaten durch die CIA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 war. Die USA weigerten sich, die CIA-Agenten auszuliefern, weshalb ihnen in Abwesenheit der Prozess gemacht wurde.

Der ägyptische Imam Osama Mustafa Hassan, bekannt als Abu Omar, war am 17. Februar 2003 in einer zwischen dem italienischen Militärgeheimdienst SISMI und der CIA abgestimmten Aktion entführt und in sein Herkunftsland verschleppt worden. Dabei soll auch ein Zwischenstopp auf dem US-Stützpunkt Ramstein in Deutschland eingelegt worden sein. Abu Omars Anwälte beteuerten, ihr Mandant sei dann in Ägypten in einem Hochsicherheitsgefängnis gefoltert worden. (APA, 23.12.2015)