Murot (Ulrich Tukur) zieht es in einen Fall, der immer undurchsichtiger wird.

Foto: ORF/ARD/Kai von Kröcher

Zunächst ist alles wie immer: Im Parkhaus der Wiesbadener Spielbank liegt eine Leiche, Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur) inspiziert den Schauplatz des Verbrechens. Bissl schlampig gedreht, da ist am Rande ja die Filmcrew im Bild.

Doch halt, alles in Ordnung. Die darf man im neuen Hessen- Tatort am 27. Dezember auch sehen. Denn wir sind in einem Film im Film. In diesem wird grundsätzlich ein Tatort gedreht, eben jener mit Kommissar Murot. Allerdings kommt dabei ein Assistent ums Leben.

Also ermittelt die echte Polizei gegen Ulrich Tukur, weil dieser am Abend zuvor mit dem Opfer einen draufgemacht hat. Aber was ist schon "echt", und was ist Film?

Das ist die große Frage in diesem Tatort Wer bin ich?, mit dem der Hessische Rundfunk nach der furiosen und preisgekrönten Folge Im Schmerz geboren völlig neue Wege beschreitet. Schon allein, wie Tukur/Murot vom Kommissar zum Verdächtigen wird und nun all jene Stehsätze von sich gibt, die er sonst immer zu hören bekommt ("Sie verdächtigen doch nicht etwa mich?"), ist sehr vergnüglich.

Der permanente Wechsel der Ebenen, die doppelten Böden, Fiktion und (filmische) Realität sind – gemessen an vielen 08/15-Tatort-Storys, Genuss und Herausforderung gleichermaßen.

Den Vogel aber schießen weitere "echte" Tatort-Kommissare ab, die ebenfalls dabei sind, allerdings in den Rollen ihrer Schauspieler. Martin Wuttke etwa, der pleite ist, weil er ja seine Rolle als Leipziger Kommissar Andreas Keppler verloren hat. Er gibt die zickige Diva, die sich für unwiderstehlich erotisch hält. Es ist zum Brüllen.

Geld braucht er auch – und fehlt da nicht eines aus der Spielbank? Selbst bei der Auflösung des Irrsinns wird noch einer draufgesetzt, bis zur allerletzten Sekunde. Er rechne nach der Ausstrahlung mit einem "Shitstorm", hat der echte Tukur gesagt. Gut möglich. Aber es wird auch Lobeshymnen geben. (Birgit Baumann, 25.12.2015)