Wien – Mit Anteilnahme hat die Politik auf den Tod von Freda Meissner-Blau reagiert. Bundespräsident Heinz Fischer würdigte die Verstorbene als eine "prägende Persönlichkeit der Österreichischen Zeitgeschichte". Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig würdigt Meissner-Blau in einer Aussendung als "Vordenkerin der österreichischen Ökologiebewegung". Die SPÖ bezeichnet sie als "Ikone der österreichischen Politikszene", die ÖVP sprach von einer "Kämpferin für Umwelt und Gerechtigkeit".

Fischer erinnerte in einer Aussendung an den erstmaligen Einzug der Grünen in den Nationalrat unter Meissner-Blau als Spitzenkandidatin. Während ihrer Tätigkeit als Klubobfrau der Grünen Parlamentsfraktion sei es mit ihr – Fischer war damals Klubchef der SPÖ – zu einer "guten Zusammenarbeit" gekommen, was auch zu einer "Vertiefung meiner Wertschätzung für Freda" geführt habe. "Ihr Engagement für Menschenrechte, für die Gleichberechtigung der Geschlechter, gegen jede Form von Diskriminierung, für die Entwicklung der Dritten Welt, für Demokratie und Parlamentarismus und nicht zuletzt für die Internationale Umweltbewegung war ebenso eindrucksvoll wie wertvoll."

Bures: "Vorkämpferin für Frauen"

Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) würdigte Meissner-Blaus Verdienste um die Frauenbewegung: Als erste weibliche Klubvorsitzende im Parlament sei Freda Meissner-Blau "eine wichtige Wegbereiterin und Vorkämpferin für Frauen in der Politik" gewesen. Auch Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek erklärte, mit Meissner-Blau verliere man eine "Vorkämpferin, die sich für die Verwirklichung der Gleichstellung von Frauen und Männern eingesetzt hat".

"Tief betroffen" zeigten sich auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid: "Mit Freda Meissner-Blau ist eine Pionierin der Ökologiebewegung und eine Ikone der österreichischen Politikszene von uns gegangen", hieß es in einer Aussendung. "Ihr unermüdlicher Einsatz für die Demokratie wird über alle Parteigrenzen hinweg unvergessen bleiben", sagt Faymann.

FPÖ würdigt Kampf gegen Atomkraft

ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner bezeichnete Meissner-Blau als eine "Leitfigur der Ökologiebewegung" gewesen, womit sie Österreichs politische Landschaft geprägt habe. Auch Generalsekretär Peter McDonald zollte der Verstorbenen Respekt.

Der Beginn der Grün-Bewegung und der Grünen Partei sei untrennbar mit ihrem Namen verbunden, sagte die grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig. "Dafür sind wir ihr zutiefst dankbar." Freda war uns bis zuletzt eine aufmerksame und kritische Wegbegleiterin. Ihr Tod wird eine tiefe Lücke nicht nur in der Umweltbewegung, sondern auch in der österreichischen Gesellschaft hinterlassen." Die Grünen würden Meissner-Blau als umwelt- und friedensbewegte Kämpferin in Erinnerung behalten. "Liebe Familie, wir trauern mit Euch. Uns tröstet, dass Freda ein vielfältiges, an Erfahrungen reiches und engagiertes Leben führen durfte", sagt Glawischnig.

Van der Bellen trauert

Mit Trauer nahm auch der ehemalige Grüne Parteichef Alexander Van der Bellen die Nachricht von Meissner-Blaus Tod auf: "An Freda Meissner-Blau habe ich immer ihre grenzenlose Energie im Einsatz für den Schutz der Umwelt bewundert und ihren lebenslangen Einsatz für eine gerechtere Welt. (...) Wir alle trauern um eine unermüdliche Kämpferin und Vordenkerin für Umweltanliegen. Und das war sie auch schon zu einer Zeit als das alles andere als eine Selbstverständlichkeit war."

Meissner-Blau sei eine "Pionierin des Umweltschutzgedankens und die erste Frau an der Spitze einer Parlamentspartei" gewesen, sagte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Besonders zu würdigen sei ihr Kampf gegen die Atomkraft. Neos-Chef Matthias Strolz sprach von einer "herausragenden politischen Persönlichkeit, die das Politikverständnis meiner Generation wesentlich mitgeprägt hat." Auch das Team Stronach würdigte die Verstorbene: "Österreich verliert eine Galionsfigur der Ökologiebewegung", sagte Klubobmann Robert Lugar.

Anteilnahme vom WWF

Anteilnahme kam auch vom WWF Österreich: Meissner-Blau sei eine der "markantesten Politikerpersönlichkeiten und wirkungsvollsten Umwelt- und NaturschützerInnen Österreichs der vergangenen Jahrzehnte" gewesen. Sie sei "über Jahrzehnte hinweg" nicht nur eine Kämpferin für die Natur und ein fachliches Vorbild für den WWF und alle Umweltorganisationen gewesen, sondern auch eine moralische Instanz, so WWF-Geschäftsführerin Andrea Johanides.

Auch der Präsident des Pensionistenverbandes Österreichs, Karl Blecha, zeigte sich – wie auch ÖGB-Chef Erich Foglar – tief betroffen von Meissner-Blaus Tod.

Kinder: "Sie hat uns Mut gemacht"

Die Kinder Meissner-Blaus, Ted, Nicolas und Aleksandra meldeten sich schriftlich zu Wort. "Sie hat uns Mut gemacht für eine bessere Welt einzustehen", hieß es in dem Text. "Sie hat unsere Zeit durch ihren Einsatz für Umwelt, Frauen, Flüchtlinge, Frieden und soziale Gerechtigkeit entscheidend mitgestaltet."

"Sie war leidenschaftlich, begeisterungsfähig, großzügig in ihrem Einsatz und neugierig bis zuletzt", schrieben die drei über ihre Mutter. "Sie hat ein fruchtbares, abwechslungsreiches, spannendes Leben gelebt. So kämpferisch sie war, so liebevoll und sanft ist sie gegangen. (APA, red, 23.12.2015)