Ausnahmsweise im Zug durch China: Wir sehen die Terrakotta-Armee bei Xi’an, Große – und kleine – Pandas in Chengdu und finden ein Stück Österreich in Kunming

Wir sitzen im warmen Auto. Draußen ist es eiskalt. Es schneit. Da sind wir nun doch ein bisschen froh darüber, zum Torugart-Pass nicht mit dem Fahrrad hinaufgefahren zu sein. Zur Erinnerung: Wir warten auf der kirgisischen Seite, blicken hinüber nach China. Dort sollte bald unser Taxi auftauchen, denn Ausländern ist es nicht erlaubt, den normalen Bus zu nehmen. Plötzlich ist es so weit: Auf der anderen Seite des Zauns erscheint das chinesische Taxi. Schnell werden die Fahrräder vom Dach genommen, alle Taschen hinübergetragen – und schon sind wir mehr oder weniger in China.

Im Internet kursieren Berichte darüber, wie streng die Chinesen bei der Einreise seien und wie kompliziert. Als wir ankommen, gehen die chinesischen Beamten zwar gerade auf Mittagspause, doch danach werden die Grenzformalitäten schnell erledigt. Flott geht es weiter nach Kashgar. Auffällig ist, dass die Straßen voller Mopeds – die Fahrer natürlich ohne Helme – sind. Das war auf unserer Reiseroute bisher nirgendwo der Fall. Ansonsten erinnert vieles noch an Kirgistan, immerhin befinden wir uns auf einem Gebiet Chinas, das größtenteils von muslimischen Turkvölkern bewohnt wird.

Kommunikation – eine Herausforderung

Die Stadt Kashgar, einst ein wichtiger Ort an der Seidenstraße, ist zweigeteilt in einen chinesischen und einen muslimischen Teil. Wir wohnen im chinesischen Teil, wo es uns fast unmöglich ist, mit irgendjemandem zu kommunizieren. Nur wenige Chinesen sprechen ein wenig Englisch, selbst Körpersprache funktioniert hier überhaupt nicht. Dennoch bringen wir es irgendwie fertig, unsere Räder bei der chinesischen Bahn abzugeben, um sie nach Kunming zu schicken. Bleibt nur zu hoffen, dass wir die Räder dort auch wirklich wiedersehen. Trotz der Verständigungsschwierigkeiten essen wir sehr gut – wir sind gleich einmal begeistert von der chinesischen Küche!

Allerlei Spieße auf Kashgars Nachtmarkt.

Foto: Stefan Jahrmann

Eine der vielen Mao-Zedong-Statuen.

Foto: Stefan Jahrmann

Kamelverkauf auf dem Viehmarkt in Kashgar.

Foto: Stefan Jahrmann

Weiter geht es zuerst nach Urumqi und gleich anschließend nach Xi'an – insgesamt eine Zugfahrt von 57 Stunden. Wir hatten die beste Klasse gewählt – Viererabteil im Liegewaggon –, trotzdem ist die Fahrt nicht ganz so gemütlich wie im kasachischen Zug.

Foto: Stefan Jahrmann

Xi'an, die erste Hauptstadt des Kaiserreichs China, ist uns auf Anhieb sympathisch. Endlich China, wie man es sich vorstellt, mit extrem köstlichem Essen! Wir spazieren durch die Straßen und Parks, wundern uns über die schier tausenden Neonreklamen und bewundern die historischen Gebäude, etwa den Glockenturm.

Foto: Stefan Jahrmann

So viele Terrakotta-Soldaten! Ein Ausflug zur berühmten Terrakotta-Armee gehört natürlich auch zum Programm. Diese wurde vor mehr als 2.000 Jahren unter dem ersten chinesischen Kaiser als Teil seiner Grabstätte errichtet. Wunderschöne Landschaft umgibt das Gelände, und die vielen unterschiedlichen Statuen sind faszinierend.

Foto: Stefan Jahrmann

Für den Fall, dass Passagiere in den U-Bahn-Waggon gestopft werden müssen.

Foto: Stefan Jahrmann

Chinesen lieben den gemeinsamen Tanz im Park.

Foto: Stefan Jahrmann

Von Xi'an aus geht es weiter nach Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan. Obwohl es hier angeblich so ziemlich das beste Essen Chinas geben soll, haben wir hier nicht so viel Glück. Dafür gibt es dort eine Zuchtstation für Große Pandas. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.

Foto: Stefan Jahrmann

Kleine Pandas gibt es auch.

Foto: Stefan Jahrmann

Essen in China – keine Ahnung, was da vor uns steht.

Foto: Stefan Jahrmann

Pünktlich zum Beginn der Goldenen Woche – einem wichtigen Feier-"Tag" im chinesischen Kalender, an dem ein Großteil der Chinesen frei hat – wagen wir, den Großen Buddha von Leshan zu besuchen. Mehrfach werden wir vorgewarnt, wegen des großen Verkehrs- und Menschenaufkommens an diesen Tagen besser nicht unterwegs zu sein. Wir begeben uns trotzdem in die angekündigte "Hölle auf Erden". Tatsächlich ist es in Leshan nicht so schlimm, auch wenn wir eine gute Stunde auf die Besichtigung des Buddhas warten müssen. Der 71 Meter hohe Buddha ist das Warten wert. Unglaublich, dass er schon etwa seit dem Jahr 800 dort steht!

Foto: Stefan Jahrmann

Furchteinflößende Statuen gibt es in den Tempeln zuhauf.

Foto: Stefan Jahrmann

Auf dieses tolle Lokal sind wir auch gestoßen – Modern Toilet.

Foto: Stefan Jahrmann

Auch in China ist Tischtennis sehr beliebt.

Foto: Stefan Jahrmann

Auf gutes Essen wird gerne etwas länger gewartet, Stühle vor dem Lokal machen es möglich.

Foto: Stefan Jahrmann

Weiter geht es mit dem Zug nach Kunming, wo es tatsächlich ein Wiedersehen mit unseren Fahrrädern gibt!

In Kunming selbst gibt es eher wenig zu sehen, wir verbringen dort eine sehr ruhige und gemütliche Goldene Woche. Und wir versenden zwei Pakete – nicht ganz günstig, aber zumindest möglich. Hoffentlich sehen wir unsere Campingsachen in Neuseeland wieder!

Foto: Stefan Jahrmann

Genau so, wie man sich einen Tempel in China vorstellt.

Foto: Stefan Jahrmann

Auf dem Moped wird einfach alles transportiert.

Foto: Stefan Jahrmann

Ein Stück Österreich in Kunming.

Foto: Stefan Jahrmann

Auf dem Kleintiermarkt gibt es fast alles zu kaufen.

Foto: Stefan Jahrmann

Und währenddessen wird dort eifrig gespielt.

Foto: Stefan Jahrmann

Überall wehen chinesische Fahnen im Wind.

Foto: Stefan Jahrmann

In Kunming genießen wir die Action im Park. Denn die Chinesen geben sich gerne im Park der Musik hin, sei es beim öffentlichen gemeinsamen Tanz oder beim Gesang. Im Bild unser Lieblingsauftritt, hier wird mit vollem Eifer gesungen!

Foto: Stefan Jahrmann

Sonntags im Park.

Foto: Stefan Jahrmann

Mit dem Bus wagen wir uns weiter zur chinesisch-laotischen Grenze vor – nach Mengla. Doch Achtung, wer über 1,60 Meter groß ist, dem sei eine solche Busfahrt eher nicht empfohlen. Von Mengla aus radeln wir die letzten 50 Kilometer zur Grenze. Endlich wieder im Sattel! Wir fühlen uns pudelwohl. Die Ausreise aus China ist erneut und wider Erwarten unkompliziert.

Insgesamt können wir China als Reiseland durchaus empfehlen, sofern man sich an herumrotzenden wie -spuckenden, schlürfenden und schmatzenden Menschen nicht stört. Das Essen ist köstlich, die Landschaft und die Bauten sind faszinierend, und in den Hostels in den Städten wird genügend Englisch gesprochen, um durchzukommen. (Text: Alexandra Zöchner, Fotos: Stefan Jahrmann, 19.1.2016)

Foto: Stefan Jahrmann