Zürich/Paris – Michel Platini hat seine Sperre durch den Weltfußballverband als "echte Maskerade" bezeichnet. Der am Montag von der Fifa-Ethikkommission wie Joseph Blatter für acht Jahre gesperrte französische Uefa-Boss kündigte an, gegen das Urteil vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS zu ziehen. Der Rückendeckung von Europas Fußballverband darf sich Platini vorerst gewiss sein.

"Ich bin mit meinem Gewissen im Reinen", erklärte Platini in einem der Nachrichtenagentur AFP zugesandten Statement. Neben dem Einspruch vor dem CAS denke er auch den Gang vor zivile Gerichte an, "um Schadenersatz für all die Vorverurteilungen, die ich in sehr langen Wochen erdulden musste, zu erhalten". Ziel sei es einzig, seinen Namen zu "beschmutzen". Der 60-Jährige sah dahinter ein abgekartetes Spiel: "Dieses Urteil ist nur ein erbärmlicher Vorwand für den Wunsch, mich aus der Welt des Fußballs zu eliminieren."

Das angestrebte Amt als Fifa-Präsident ist für Platini dennoch nun außer Reichweite. Der einstige Weltklassekicker galt lange Zeit als sportpolitischer Überflieger, dessen Weg ihn eines Tages auf den höchsten Posten im Weltfußball führen würde. Als Blatter Anfang Juni seinen Rückzug an der Fifa-Spitze verkündete, schien Platini in der Wahl am 26. Februar 2016 als erklärter Favorit auf den Posten. Doch nun liegt seine Funktionärskarriere ein halbes Jahr vor seiner Heim-EM in Frankreich in Schutt und Asche.

Als Uefa-Chef führte Platini den europäischen Fußball mit maximalem Expansionsdrang zu ökonomischen Topwerten. Er setzte krude wirkende Ideen wie eine EM mit 24 Teams oder ein Pan-Europa-Turnier 2020 in 13 Ländern durch. Im stillen Kämmerlein wird sich Platini oft genug geärgert haben, dass er seinen früheren Förderer und heutigen Erzfeind wie Schicksalsgenossen Blatter nicht zum Präsidentenduell im Mai herausgefordert hat. Im Lichte des Korruptionsskandals wäre ein Sieg vielleicht doch möglich gewesen.

Die Uefa stand nach dem Bann durch den Weltverband auch weiter hinter ihrem Chef. "Die Uefa unterstützt Michel Platinis Recht auf ein ordentliches Verfahren und die Möglichkeit, seinen Namen reinzuwaschen", hieß es. Für Europa geht nun Gianni Infantino in die Fifa-Wahl. Der Uefa-Generalsekretär gilt als Außenseiter, Favoriten auf den Posten ist für die Buchmacher nun der asiatische Verbandschef Scheich Salman bin Ibrahim al-Khalifa. (APA, 21.12.2015)