Nach drei Jahren wird's fad. Auch in München. Drei Jahre, so heißt es, sind der Knackpunkt in der Beziehung zwischen Mannschaft und Trainer. Auch in München. Dass es beim FC Bayern, also in München, in den vergangenen drei Jahren selten fad war, lag vor allem an Trainer Pep Guardiola. Im Sommer 2016 wird Guardiola München verlassen.
Der 44-Jährige war nicht nur Coach, er war Spektakel, ohne sich ins Rampenlicht zu drängen. Medientermine mit dem Katalanen sind wie Überraschungseier: einmal mürrisch, einmal lustig, einmal genervt, einmal gesprächig. Nie mault Guardiola über sein Team. Ganz im Gegenteil: Pep sagt's mit "amor". "Badstuber, I love you", lobte er den Verteidiger einmal ekstatisch nach einem gelungenen Pass im Training.
Für die Spieler ist Guardiola zugleich Vater und das Nachbarskind mit dem schlechten Einfluss. Er mag den Streich, das Unerwartbare, fordert aber Hingabe und Aufopferung. Motiviert wird mit Körperlichkeit und Gebrüll, alles ganz liebevoll. Das kann ein Klaps auf den Hintern sein oder eine angedeutete Kopfnuss bei Stürmer Robert Lewandowski. Alles im Zeichen der Motivation, kein Murren bei den Spielern, zu groß ist der Respekt. Guardiolas Bilanz als Trainer der Bayern ist beeindruckend: 105 Siege, elf Remis und 19 Niederlagen. Zwei deutsche Titel und ein Pokalsieg sind eingefahren. Fad sei sie, die Meisterschaft, seitdem Guardiola die Bayern übernommen hat. In der Champions League gab es Bessere. Zweimal scheiterten die Bayern unter Guardiola im Halbfinale.
Den Gegnern ist Guardiola ein Mysterium, Konventionelles liegt ihm nicht. Wenn er etwas nicht ist, dann berechenbar. Spielerrollen werden ausgehebelt und neu erfunden. Erklärungen sind selten, die Versuche, ihn zu analysieren, werden belächelt.
"Man muss erst schlechter werden, um dann besser zu werden", hat Guardiola einmal gesagt. Die Unterstützung vom Verein wirkte zeitweilig ein wenig krampfhaft. Zum Lederhosenspiel in Bayern machte er gute Miene, das Zerwürfnis mit dem langjährigen Klubarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt schlug Wellen an der Isar. Guardiola war das wurscht. Zu groß schien der "amor" zu seiner Mannschaft.
Wenn Carlo Ancelotti nächstes Jahr den FC Bayern übernimmt, könnte es in München ein bisschen fader werden. Guardiola wird da wohl schon eine neue Liebe gefunden haben. (Andreas Hagenauer, 20.12.2015)