Laut UN-Flüchtlingshilfswerk waren 2015 so viele Menschen auf der Flucht wie noch nie.

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Wien – Die Zahl der Asylanträge ist laut Innenministerium heuer bereits über die Marke von 80.000 geklettert. Laut den "Rohdaten" des Ressorts – noch ohne die Herausrechnung von Doppelerfassungen und dergleichen – beantragten im Jahr 2015 bereits rund 85.000 Personen in Österreich Asyl, hieß es am Freitag aus dem Innenministerium gegenüber der APA. Rund 600.000 Flüchtlinge passierten seit September Österreich.

Es dürften damit 2015 – wie erwartetet – zwischen 90.000 und 95.000 Asylanträge in Österreich gestellt werden, sagte Ministeriums-Sprecher Karlheinz Grundböck. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 waren es rund 28.000, 2013 rund 17.500 Anträge. Im November suchten laut den "Rohdaten" etwa 13.000 Personen in Österreich um Asyl an. Die exakten November-Daten dürften kommende Woche vorliegen. Mehr als 600.000 Flüchtlinge sind laut Innenministerium seit 5. September durch Österreich durchgereist. Derzeit benützen laut Grundböck täglich zwischen 2.000 und 5.000 Flüchtlinge Österreich als Transitland.

7.000 Asylwerber in Quartieren der Kirche

Die römisch-katholische Kirche in Österreich bietet in Österreich derzeit rund 7.000 Asylwerbern einen Quartierplatz. "Den Löwenanteil davon betreibt die Caritas mit 6.500 Personen. Weitere 500 Plätze werden von anderen Trägern wie etwa die Diakonie betrieben. Insgesamt 31.000 Flüchtlinge werden zudem österreichweit durch Mitarbeiter der Hilfsorganisation versorgt, hieß es auf Anfrage der APA.

3.000 der in kirchlichen Einrichtungen betreuten Personen sind in Gebäuden von Pfarren oder Klöstern untergebracht. Weitere 3.500 Asylwerber wohnen in (von der Caritas angemieteten) Räumen Dritter.

Von den 31.000 Asylwerbern in Caritas-Betreuung sind 450 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. 24.500 Flüchtlinge, die privat oder in Quartieren anderer Unterkunftsgeber untergebracht sind, werden mobil, regional oder ambulant von der Caritas betreut. Die Caritas versorgt damit laut eigenen Angaben aktuell etwa jeden dritten Asylwerber in Österreich und ist damit die größte Trägerorganisation im Bereich der Grundversorgung.

Seit Oktober wurden 495 neue Plätze in der Grundversorgung der Caritas geschaffen und 1.308 Personen mehr im Rahmen der mobilen Betreuung versorgt. Seit Beginn der aktuellen Flüchtlingssituation im Sommer 2015 hat die Caritas 1.620 neue Grundversorgungs-Plätze geschaffen. Weitere 2.200 Plätze sind laut Angaben der Hilfsorganisation bereits in Planung und sollten bis zum ersten Halbjahr 2016 zur Verfügung stehen.

Noch nie so viele Flüchtlinge

Weltweit steigt die Zahl der Flüchtlinge nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen heuer auf den höchsten Stand aller Zeiten: Kriege und Armut dürften dazu führen, dass 2015 insgesamt mehr als 60 Millionen Menschen ihre Heimat verließen, erklärte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Freitag in Genf. Auch die Zahl der Migranten, die nach Europa kamen, stieg auf eine neue Höchstmarke.

Einer von 122 Menschen auf der Flucht

"Es war nie wichtiger, Toleranz, Mitgefühl und Solidarität gegenüber den Menschen zu zeigen, die alles verloren haben", sagte UN-Flüchtlingskommissar António Guterres. Der Rekordwert bedeute, dass einer von 122 Menschen weltweit auf der Flucht sei. Hauptursache sei der Syrien-Krieg. Doch selbst ohne Berücksichtigung dieses Konflikts nähmen Flucht und Vertreibung zu. Sollten die Konflikte in Syrien, aber auch im Jemen und in Libyen nicht schnell gelöst werden, rechnet Guterres mit weiter steigenden Zahlen im nächsten Jahr. Laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) starben 2015 bislang allein im Mittelmeer 3.695 Flüchtlinge oder werden dort vermisst.

Nach Erkenntnissen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) kamen in diesem Jahr rund 1,8 Millionen Flüchtlinge in die Europäische Union (EU) und davon rund eine Million nach Deutschland. (APA, 18.12.2015)