Richard Teschner folgte im "Weihnachtsspiel" der christlichen Narration mit dem Erzengel Gabriel.

Foto: Theatermuseum

Wien – Der aus Prag stammende, in Wien wirkende Figurentheaterkünstler Richard Teschner hegte eine Vorliebe für fantastische Geschichten. Darunter waren aber auch religiös motivierte Legenden, denen er in seinen berühmten Bühnenbildern ein Gesicht gab.

Das Weihnachtsspiel, das erstmals 1925 in seinem Wiener Atelier, dem "Goldenen Schrein", gezeigt wurde, folgt ganz der christlichen Narration: von der Verkündigung durch den Erzengel Gabriel über die Herbergssuche in Bethlehem, der Niederkunft Mariens und der Ankunft der Heiligen drei Könige. Eine Vorführung des Weihnachtsspiels mit den Originalfiguren, die Teschner bereits 1917 fertiggebaut hatte, ist nun im Theatermuseum zu sehen.

Die Figuren führt der Puppenspieler und Praterkasperl-Spielleiter Thomas Ettl im sogenannten Figurenspiegel – dies ist eine Technik, bei der Stabpuppen in einem Hohlspiegel mit Lichteffekten agieren und so ein intimes, von minimalistischen Klängen begleitetes wortloses Spiel ergeben. Die menschliche Stimme erschien Teschner für diese Form "bewegter Malerei" unpassend.

"Komet mit elektrischem Anschluss"

Für das Weihnachtsspiel kaufte Teschner ein Stimmgabelklavier, gab eine Komposition in Auftrag und experimentierte mit optischen und chemischen Effekten. So wird beispielsweise dichter Schneefall dargestellt sowie klirrender Frost. Bei den Originalrequisiten wurde ein kleines Glühbirnchen gefunden mit der Aufschrift "Komet mit elektrischem Anschluss".

An diesem Detail mag man das Wiener Kabinetttheater mit seinem dadaistischen Krippenspiel (aktuell zu sehen am 20., 21., 22., 23. 12.) als Nachfahre von Teschners Figurentheater begreifen.

Wenig Realismus, viel Magie – das war Teschners Devise. Zwischen 1912 und 1948 schuf der Jugendstilkünstler rund 140 Figuren, die heute zum Sammlungsbestand des Theatermuseums gehören. Jenseits des Weihnachtsspiels waren dies vor allem Puppen des javanischen Mythentheaters sowie Fantasiegeschichten mit erotischer Schlagseite. (Margarete Affenzeller, 18.12.2015)