Dieses Gründerzeithaus in der Eberlgasse in Wien-Leopoldstadt wurde 2013 mit Förderungen auf Passivhausniveau saniert. Der Heizwärmebedarf konnte von 151,27 auf 11,11 kWh/m²a gesenkt werden.

Foto: Andreas Kronberger

Die Klimakonferenz von Paris ist vorbei, sie hat ambitionierte Ziele beschlossen. Bis 2050 soll der Ausstieg aus fossiler Energie vollzogen werden, womit die globale Erwärmung bei unter zwei Grad Celsius gehalten werden soll.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Gebäudesektor, er ist derzeit für etwa ein Drittel des heimischen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Um das Pariser Ziel zu schaffen, müsse nun bis 2050 der gesamte heimische Gebäudebestand saniert werden, sagt Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000. Und im Neubau sollte ab sofort auf Öl- und Gasheizungen verzichtet werden.

Erst kürzlich hat Global 2000 eine Studie (mit WWF und Greenpeace) präsentiert, laut der es ausreichen würde, 60 Prozent des Gebäudebestands im Schnitt auf einen Heizwärmebedarf von 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a) zu sanieren, weitere 35 Prozent auf durchschnittlich 40 kWh/m²a. Mit fünf Prozent wurde der Bestand an denkmalgeschützten Objekten angenommen, der nicht saniert werden kann. Der Raumwärmebedarf würde damit von derzeit durchschnittlich 153 auf etwa 85 kWh/m²a im Jahr 2030 und auf 45 kWh/m²a im Jahr 2050 sinken. Voraussetzung wären massive Investitionen in Sanierungen.

Gegenläufiger Trend

Zuletzt ging der Trend in die andere Richtung: Die Mittel für den Bundes-"Sanierungsscheck" wurden heuer von 100 auf 80 Millionen Euro gekürzt, im nächsten Jahr sind nur noch 43,5 Millionen Euro dafür vorgesehen. Zweiter Pferdefuß dieser Rechnung ist, dass sie auf der Annahme beruht, dass sich im Neubau der Passivhausstandard durchsetzt. Auch hier ist der Trend aber gegenläufig, klagt Günter Lang, Leiter von Passivhaus Austria: "Mehr als ein Jahrzehnt lang war Österreich Passivhaus-Weltmeister – doch dann haben wir leider nachgelassen."

Aus Kostengründen wollen beispielsweise die Gemeinnützigen auf die Bremse steigen und forderten kürzlich eine Rückkehr beziehungsweise Beibehaltung der Wohnbauförder-Standards von 2010, die (so wie die aktuellen Bauordnungen der Länder) den Niedrigenergiestandard mit maximalem Heizwärmebedarf zwischen 40 und 50 kWh/m²a vorschreiben. Ein Passivhaus ist etwa um den Faktor vier besser.

In Oberösterreich sei der Passivhausstandard "mittlerweile sogar verboten" worden, verweist Lang auf den Anfang des Jahres eingeführten "Sonderausstattungskatalog" im oberösterreichischen geförderten Wohnbau, der etwa keine dreifach verglasten Fenster mehr erlaubt. Dies, obwohl die aktuelle OIB-Richtlinie 6, die die Länder eigentlich umsetzen sollten, bei Neubauten ab 2020 nur noch Niedrigstenergiestandard vorsieht.

"Je später, desto teurer"

Robert Lechner, Leiter des Österreichischen Ökologie-Instituts und Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (ÖGNB), mahnt die Politik nun dringend zum Handeln: "Je später investiert wird, desto teurer wird es." Aus zahlreichen Sanierungsprojekten wisse man, dass Einsparungen von 75 Prozent mit relativ wenig Aufwand erreichbar wären. Und auch im Neubau hätten zahlreiche Beispiele gezeigt, dass sich das Passivhaus rechne, sagt Helmut Krapmeier vom Energieinstitut Vorarlberg. Auch für Lang drängt die Zeit: "Heute neu gebaute oder sanierte Häuser werden erst in 40 Jahren wieder angegriffen." (Martin Putschögl, 18.12.2015)