Wien – In der seit 14 Jahren juristisch anhängigen Causa Yline rund um den Vorwurf der Untreue, des Insiderhandels und der Bilanzfälschung bei dem einstigen Internetstar, der über eine Tochterfirma die "New Economy"-Homepage des damaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser gestaltet hatte, hat das Wiener Straflandesgericht am Donnerstag Freisprüche gefällt.

Allerdings sind die Urteile für Firmengründer Werner Böhm und die fünf weiteren Angeklagten nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft erbat sich Bedenkzeit. Ihr Vorwurf lautete auf Untreue, Insiderhandel und Bilanzfälschung.

Böhm wurde in der Causa Bilanzfälschung mittels Rekurs zu Prozesskosten von 7.000 Euro verurteilt, was dieser annahm. Richterin Marion Hohenecker verwies Böhm noch darauf, dass er mit dieser Summe günstig aussteige und er obendrein noch die Möglichkeit einer Ratenzahlung habe.

Neuer Job in Kanada

Böhm sagte nach der Urteilsverkündung, er hoffe die Causa nun möglichst schnell abhaken zu können. Gerechtigkeit sei ihm aber nur bedingt widerfahren, meinte er mit Blick auf die lange Verfahrensdauer. Er habe erhebliche finanzielle Einbußen erlitten. "Finanziell ist es mir schlecht gegangen." Böhm ist mittlerweile beruflich in Kanada aktiv, sein Monatseinkommen beschrieb er mit gut 3.000 Euro brutto.

Zuvor hatten die Verteidiger in ihren Plädoyers auf die lange Ermittlungszeit und zwei unterschiedliche Gerichtsgutachten zu den Vorwürfen verwiesen. Anwalt Michael Dohr, bekannt für seine bunten Sakkos, hat sich für die Urteilsverkündung extra eines mit "Freedom"-Schriftzug angezogen, wie er vor der Urteilsverkündung betonte.

Laut Richterin Hohenecker sind bei Yline zwar Fehler passiert, diese seien aber im Zuge des normalen Wirtschaftens mit unternehmerischem Risiko zu rechtfertigen. Es liege ein "Grenzfall" zwischen diesem Risiko und Verfehlungen vor, erklärte sie in ihrer Urteilsbegründung nach 44 Verhandlungstagen.

Erst Börsenhöhenflug, dann Millionenpleite

Mit Böhm stand eine Hauptfigur des österreichischen New-Economy-Booms vor Gericht. Der 50-Jährige war einst der jüngste Marketingmanager beim US-Computerriesen IBM. Als Ende der 90er-Jahre in anderen Ländern Menschen wie er durch millionenschwere Börsengänge reich wurden, zog Böhm kurzerhand nach. Kurz war er Geschäftsführer eines Rechenzentrums, das nach seinem Abschied in die Pleite schlitterte. Inspiriert von dem Börsenguru Mike Lielacher gründete er 1998 Yline und ging damit nur ein Jahr später mit einem Eröffnungskurs von 29 Euro an die Börse.

Im März 2000 war die Yline-Aktie an der Technologiebörse Easdaq 278 Euro wert, hatte aber kaum Umsätze. Im September 2001 war Yline pleite – mit Passiva von rund 25 Millionen Euro. (APA, red, 17.12.2015)