Pandajunge beim Spielen im China Conservation and Research Center for the Giant Panda (CCRCGP).

Foto: PDXWildlife/Grace Russell

San Diego – Es klingt eigentlich plausibel, doch gesichert war es bislang nicht: Die Fortpflanzungsrate von Pandas in Gefangenschaft ist deutlich höher, wenn Männchen und Weibchen einander selbst als Partner auswählen. Das berichten Forscher im Fachblatt "Nature Communications" und ziehen daraus einen wichtigen Schluss: Der Erfolg von Zuchtprogrammen ließe sich womöglich erheblich verbessern, wenn außer der genetischen Eignung auch persönliche Vorlieben der Tiere berücksichtigt würden.

In freier Wildbahn gilt der Große Panda (Ailuropoda melanoleuca) als stark gefährdet, auch wenn nach den letzten Zählungen von einem leichten Anstieg der Bestände auszugehen ist. Um das Überleben der Tiere zu sichern, setzen Experten auch auf die Nachzucht der Tiere in Gefangenschaft und die spätere Auswilderung der Jungtiere. Von künstlicher Befruchtung über Viagra bis hin zu Panda-Pornos ließen sie dabei in der Vergangenheit nichts unversucht, um die Tiere zur Paarung zu animieren und die Fortpflanzungsrate zu steigern.

Überzeugender Praxistest

Wenn es allerdings um die Zusammenstellung möglicher Zuchtpaare gehe, spiele fast ausschließlich die genetische Eignung der Partner eine Rolle, schreiben die Forscher um Meghan Martin-Wintle vom Institute for Conservation Research des San Diego Zoo in Kalifornien. Dieser Ansatz sei sicher wichtig, um die genetische Vielfalt zu erhalten. Es nütze aber wenig, wenn auf diese Weise nur sehr wenige Nachkommen gezeugt würden.

Die Wissenschafter untersuchten nun, wie sich die Möglichkeit zur freien Partnerwahl auf den Paarungserfolg auswirkt. Sie stellten zunächst bei etwa 40 Pandas fest, wie diese auf Exemplare des anderen Geschlechts reagierten. Eine positive Einstellung äußere sich etwa durch Herumrollen oder das Setzen von Duftmarken. Jammern oder aggressives Verhalten werteten die Forscher als mangelndes Interesse.

Diese beiden Pandas mögen sich.
NPG Press

Dann stellten die Forscher Panda-Paare zur Paarung zusammen – auch in diesem Fall gemäß Zuchtplan nach der genetische Eignung der Tiere. Anders als bisher wussten sie nun aber, ob sie Paare zusammengestellt hatten, die sich mochten oder sich eher unsympathisch waren.

Das Ergebnis: Am häufigsten hatten Tiere mit einem bevorzugten Partner Sex. Das galt sowohl für Männchen als auch für Weibchen. Solche Paare bekamen auch häufiger Nachwuchs. Am größten waren die Erfolgschancen, wenn sich beide Partner anscheinend zugetan waren. Panda-Paare, in denen sich beide Tiere nicht mochten, paarten sich gar nicht und bekamen daher auch keinen Nachwuchs.

Relevante Ergebnisse

Dass Wunschpaare mehr Nachwuchs bekamen deute auch darauf hin, dass sie genetisch besser kompatibel seien. Die Ergebnisse sollten bei der Planung von Zuchtprogrammen künftig neben der genetischen Eignung berücksichtigt werden – bei Pandas und womöglich auch bei anderen bedrohten Tierarten, schreiben die Wissenschafter.

Die Population der in freier Wildbahn lebenden Großen Pandas ist in den vergangenen rund zehn Jahren um 268 auf 1.864 Pandabären gestiegen, hatte das chinesische Forstamt in Peking im März dieses Jahres berichtet. Ein Grund für die positive Entwicklung liegt den Angaben zufolge in der Einrichtung neuer Schutzgebiete. (APA, red, 19.12.2015)