Ankara/Bagdad – Schwäche-Zeigen oder Fehler-Eingestehen gibt es nicht: "Wir werden von Daiş und anderen Terrororganisationen bedroht", erklärte der türkische Staatschef Tayyip Erdogan beim Rückflug von einem "Neutralitätsgipfel" in Turkmenistan, wobei er eine turkisierte Form der arabischen Abkürzung Daesh für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gebrauchte. Die Ausbildungsmission der türkischen Armee im Nordirak werde deshalb fortgesetzt, erklärte Erdogan klipp und klar mitreisenden Journalisten in seiner Präsidentenmaschine.

Montagmorgen, wenige Stunden nach dem Pressegespräch im Flugzeug, rollte dennoch ein Teil der Panzer und Soldaten aus der türkischen Basis Baschika bei Mosul wieder ab in Richtung Norden. Dass ein Teilrückzug der Armee ausgeschlossen sei, hatte Erdogan ja so nicht gesagt.

Internationaler Protest

Eine Woche lang hatte die irakische Zentralregierung in Bagdad protestiert und wegen der türkischen Truppenpräsenz im Norden sogar den UN-Sicherheitsrat angerufen – assistiert von Russland, was die türkische Diplomatie alarmierte und ihr die Gefahr einer politischen Isolierung in der Region bewusst machte.

Ankara wollte mit seinen Soldaten im Nordirak und in Syrien mitspielen und die Kurden der PKK und der PYD in Schach halten, so kritisieren einige wenige türkische Kommentatoren; doch ganz schnell hatte die Regierung die irakische Zentralregierung, den Iran und Russland gegen sich aufgebracht.

Entschuldigung gefordert

Auch in der Krise mit Russland nach dem Abschuss der russischen Militärmaschine im türkisch-syrischen Grenzgebiet vor drei Wochen zeigt sich Ankara ungewohnt versöhnlich. Moskau besteht aber auf Entschuldigung, Entschädigung und rechtlichen Schritten gegen Alparslan Çelik, einen türkischen Kommandanten der Rebellen der Turkmenenminderheit in Syrien, der den Tod des Piloten zu verantworten habe, so meldete die türkische Presse.(Markus Bernath, 14.12.2015)