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Foto: APA/AP/Gunn

Wien – Das Absurditätenkabinett der österreichischen Sportförderung ist um eine Attraktion reicher. Vor wenigen Tagen hat die sogenannte Bundes-Sportkonferenz (BSK) als Leistungsorgan des sogenannten Bundes-Sportförderungsfonds (BSFF) sein zweites Erfolgsranking der sechzig heimischen Sportverbände präsentiert, wobei – Moment! Nach der Aufregung, die vor einem Jahr das erste Ranking verursacht hatte, wurden diesmal die Sportverbände eben nicht gereiht, sondern es wurde in verschiedene Kategorien eingeteilt. Man kann auch sagen, es wurde verschleiert.

Schon der groben Einteilung der Sportarten liegt Gutdünken zugrunde. In vier Gruppen wurden Erfolge verschiedener Verbände miteinander verglichen: Verbände mit olympischen Sportarten für Solisten oder Zweierteams (15), Verbände mit olympischen und nicht olympischen Sportarten (5), nichtolympische Verbände (5) sowie Verbände mit olympischem und nichtolympischem Teamsport (5).

"Nötige Nachschärfungen"

Der Durchrechnungszeitraum umfasste in den Sommersportarten die Jahre 2013 und 2014, im Winter die Saisonen 13/14 und 14/15, zur Bewertung herangezogen wurden Großereignisse wie Olympia, WM und EM oder Rankings wie Weltranglisten. Sportminister Gerald Klug, der mit dem ersten Ranking unzufrieden war, sprach kürzlich von "nötigen Nachschärfungen", die vorgenommen worden seien. Tatsächlich hat der BSFF bei der "Erfolgsbewertung" nicht weniger als acht Änderungen gegenüber dem Vorjahr vorgenommen, zum Beispiel spielt die "Medienpräsenz" beim Berechnen des "Faktors Sportart" keine Rolle mehr.

Natürlich lässt sich anhand der zugesagten Fördermittel noch immer ganz leicht ein Ranking erstellen, der Standard war so frei (siehe Grafik). 30 Verbände werden nun also bedacht, fünf mehr als im ersten Jahr, und die dreißig Ränge dahinter sind nicht mehr ausgeschildert. Mag sein, auch deshalb ist die Aufregung nun geringer. Da und dort haben sich Sportarten allerdings kaum erklärbar verbessert oder verschlechtert.

Aufsteiger und Absteiger

Die Handballer, die vor einem Jahr leer ausgingen und sich bitter über Platz 37 beklagten, finden sich nun an 17. Stelle wieder und lukrieren 106.200 Euro. Hingegen rutschten die Volleyballer (inklusive Beach) vom zweiten auf den 20. Platz ab, von 396.700 Euro auf 96.000 Euro. ÖVV-Präsident Peter Kleinmann sagt: "Ich kann belegen, dass Kriterien willkürlich herangezogen werden." Der ÖVV sei in drei Punkten benachteiligt worden. "Das System hat sich nicht geändert, "es ändern sich nur die Leute, die sich beschweren." Volleyball sei "unter die Räder gekommen. Dabei hatten wir nicht viel weniger Erfolge als im Jahr davor." Kleinmanns Resümee: "Alle Klarheiten restlos beseitigt, nirgendwo Transparenz."

Ein Höhenflieger ist der Hockeyverband, der sich von Rang 23 und von 23.300 Euro auf Rang sechs (168.900 Euro) katapultierte, also mit mehr als dem Siebenfachen der ersten BSFF-Fördersumme bedacht wird. Der Eisstocksport verachtfachte sich gar von 15.300 auf 122.000 Euro. Der Kletterverband stürzte weniger platzierungstechnisch – von drei auf neun – denn finanziell ab, auf 149.100 statt 365.300 Euro. Der Rodelverband verlor nur zwei Ränge (von fünf auf sieben), macht 168.900 statt 306.700 Euro.

Bemerkenswert bleibt vor allem die Tatsache, dass der BSFF, über dessen Ranking vier Millionen Euro ausgeschüttet werden, der aber insgesamt für die Vergabe von 80 Millionen Euro (je 40 für den Spitzen- bzw. Breitensport) zuständig ist, selbst Personal- und Bürokosten von mehr als 900.000 Euro verursacht. Praktisch unverändert ist die Zusammensetzung der Bundes-Sportkonferenz, die einen "klassischen Interessenkonflikt" bedingt, wie ein hoher Sportfunktionär schon beim ersten Ranking erklärte. "Da sind wirtschaftliche Interessen, ja: Abhängigkeiten gegeben."

Fördernde Geförderte

Der BSK sitzt Astrid Stadler vor, die Ex-Präsidentin des Bob- und Skeletonverbands. Unter den Mitgliedern finden sich Verbandspräsidenten wie Peter Schröcksnadel (ÖSV) und Leo Windtner (ÖFB). Dass der ÖSV wieder auf Rang eins landete und sich der ÖFB von Rang sechs auf Rang zwei verbesserte, überrascht so oder so nicht. Und wenn irgendein Rechnungshof vielleicht irgendwann bekrittelt, dass Förderer sich selbst gefördert haben, wird das eine Randnotiz sein. (Fritz Neumann, 15.12.2015)