Nur einen Tag nach den Regionalwahlen in Frankreich hat der Vorsitzende der konservativen Republikaner, Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy, seine Stellvertreterin gefeuert. Nathalie Kosciusko-Morizet werde aus der Parteiführung ausgeschlossen, hieß es am Montag bei den Republikanern. Im Jänner werde eine neue Parteiführung vorgestellt, der Kosciusko-Morizet nicht mehr angehören werde.
Die Nummer zwei der Republikaner, in Frankreich kurz als NKM bekannt, hatte zuletzt Sarkozys Kurs kritisiert, bei den Regionalwahlen jede Zusammenarbeit mit den Sozialisten zu verweigern
"Stalinistisches" Vorgehen
Kosciusko-Morizet warf Sarkozy am Montag ein "stalinistisches" Vorgehen vor. "Zu glauben, dass eine Partei gestärkt wird, indem man sie reinigt, ist eine alte stalinistische Idee", sagte die 42-Jährige. Es sei "merkwürdig", dass just zu Beginn einer Diskussion diejenigen verdrängt würden, die "nicht einverstanden" seien. "Gestern hat die FN ihr bestes Ergebnis erzielt, das verdient eine Debatte", sagte Kosciusko-Morizet.
Sarkozy sagte, er wolle eine geschlossene Parteiführung. "Wir ziehen es vor, dass die Verantwortlichen der Bewegung (der Republikaner) die Positionen der Bewegung erklären und nicht etwas anderes", sagte Sarkozy nach einer außerordentlichen Sitzung der Parteispitze nach den Regionalwahlen.
Keine Wahltaktik
Die Front National von Marine Le Pen war bei der ersten Runde der Regionalwahlen vor einer Woche mit landesweit 28 Prozent stärkste Kraft geworden. Die Sozialisten riefen daraufhin ihre Wähler in drei Regionen auf, für die dortigen konservativen Kandidaten zu stimmen – um FN-Siege zu verhindern. Sarkozy aber schloss ein solches Vorgehen für seine Partei aus, die Republikaner zogen keine Wahlliste zurück.
Im zweiten Wahlgang am Sonntag gewann die FN keine einzige von Frankreichs 13 Regionen. Sarkozys konservativ-bürgerliches Lager gewann sieben Regionen, die Sozialisten von Staatschef François Hollande und verbündete Linksparteien fünf Regionen. In Korsika gewannen die Nationalisten. (APA, 14.12.2015)