Erster Werktag nach der größten Fahrplanumstellung seit 25 Jahren

Wien – Eine Frau ärgert sich: Sie müsse wegen des neuen Fahrplans der ÖBB von nun an 45 Minuten früher aufstehen. Eine andere Dame ist begeistert: Sie ist gerade aus Linz auf dem Wiener Hauptbahnhof angekommen und lobt die Bahn in den höchsten Tönen. Am Morgen des ersten Werktags mit dem neuen ÖBB-Fahrplan sind die meisten Züge laut Anzeigetafel pünktlich. Nur hier und da trifft man von der Umstellung nicht sonderlich begeisterte Pendler oder Personen, die sich auf dem Hauptbahnhof oder dem Bahnhof Wien-Meidling erst orientieren müssen, da sie diese Stationen bisher nicht benutzt haben.

derstandard.at/von usslar

Seit Sonntag fahren alle ÖBB-Fernzüge zum Wiener Hauptbahnhof. Der Westbahnhof ist damit – bis auf die Fernzüge der Westbahn – zum Regionalbahnhof geworden. Eine Umstellung für tausende Pendler. Und für die ÖBB der umfangreichste Fahrplanwechsel seit 25 Jahren – die "komplett nach Plan verlaufen" sei, wie ein Bundesbahnen-Sprecher der APA sagte. "Fast alle Züge waren pünktlich unterwegs und die Kunden fanden sich gut zurecht. Der Pünktlichkeitswert liegt genau in jenem Bereich, wie im Durchschnitt der anderen Tage bzw. wie vor dem Fahrplanwechsel."

Ein Drittel weniger am Westbahnhof

Mit dem am Sonntag vollzogenen Fahrplanwechsel halten täglich rund 1100 Züge am Hauptbahnhof oder fahren von dort ab. Auch jene aus dem Westen halten ab sofort dort beziehungsweise legen auch einen Stopp in Wien-Meidling ein. Am Westbahnhof sind die ÖBB mit rund 180 Zügen präsent, also mit rund einem Drittel weniger als vor der Umstellung. Geschäftsinhaber dort fürchten vor allem ums Geschäft mit Reisebedarf, das ihnen mangels Fernreisender entgehe.

Die Arbeiterkammer hat eine Online-Befragung gestartet und will bis Ende Jänner von den ÖBB-Kunden wissen, wie zufrieden sie sind.

Höhere Ticketpreise

Seit 13. Dezember sind auch die ÖBB-Tickets teurer: laut ÖBB im Schnitt um 1,1 Prozent. Ein Mann, der jede Woche von Wien nach Bad Vöslau fährt, ärgert sich, dass er neun Prozent mehr zahlt: Statt bisher 2,30 Euro mit Vorteilscard nun 2,50 Euro. Ein ÖBB-Sprecher verweist darauf, dass für viele Verbindungen der Preis gleich geblieben sei, das gelte etwa für Wien-Mödling oder Steyr-Garsten. Und viele Tickets seien nur geringfügig teurer geworden, etwa für Salzburg-Wien: mit Vorteilscard um 40 Cent (auf 26 Euro).

Geld zurück

Was den Fahrgast noch erzürnt: Er musste am Ticketautomaten schon am Freitag den höheren Preis entrichten. "Bei einigen Ticketautomaten kam es am Freitag zu einem verfrühten Software-Update", heißt es dazu von der ÖBB. Betroffene bekämen den Differenzbetrag an ÖBB-Ticketschaltern rückerstattet. (spri, 14.12.2015)

"Nächster Halt ...", der Zugführer zögert etwas, "... Wien-Hauptbahnhof." Der Zug kommt aus Zürich, bisher ist der Westbahnhof die Endstation gewesen.

Foto: Springer

Auf dem großzügig angelegten Wiener Hauptbahnhof verteilen sich die Menschengruppen rasch.

Foto: Maria von Usslar

In der großen Halle des Hauptbahnhofs, auf dem Weg zur U1, sagt eine Frau zu anderen Mitreisenden: "Es ist eh alles angeschrieben. Man muss nur wissen, wo man hinwill."

Der Bahnhof Wien-Meidling ist am Montag um halb acht Uhr früh stark frequentiert.

Foto: Springer

Viele Menschen, die bisher mit ÖBB-Fernzügen zum Westbahnhof fuhren, steigen nun an der U6-Station Wien-Meidling aus und um. So mancher muss sich erst orientieren.

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In der Bahnhofshalle Meidling erfolgen kleine bauliche Anpassungen.

Foto: Springer

Richtiggehend gähnende Leere herrschte am Montag kurz nach sieben Uhr auf dem Westbahnhof, ...

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... das Plakat an der Hallenwand erklärt, warum so wenig los ist: Seit 13. Dezember halten hier nur noch Regionalzüge der ÖBB (und Fernzüge der Westbahn). (mvu, spri, 14.12.2015)

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