Smartphones haben die Arbeitswelt grundlegend verändert. Die Trennung zwischen Beruf und Freizeit verschwindet immer mehr. Viele empfinden die ständige Erreichbarkeit als Belastung. Vor allem dann, wenn sie ohnehin bereits das Gefühl haben, an ihre Leistungsgrenze gestoßen zu sein. Dazu kommt der selbst auferlegte Druck nach dem Motto: Ich muss, weil es die Kollegen und die Vorgesetzten auch machen.

Dieses Phänomen ist aber nicht für reines Schwarz-Weiß-Denken geeignet. Viele Arbeitnehmer – auch wir beim STANDARD – benutzen Firmenhandys für private Zwecke. Sie checken nicht nur berufliche Mails in der Nacht oder im Krankenstand, sondern auch ihre Facebook- und Instagram-Accounts in der Firma. Oft verlaufen die Grenzen fließend. Man klärt mit einem Kollegen, mit dem man sich privat gut versteht, am Sonntagvormittag per Mail eine berufliche Frage und vereinbart dann, sich am Abend auf ein Bier zu treffen. Was ist das dann? Arbeit? Freizeit?

Gesetze zu Arbeitszeiten und Bereitschaft gibt es en masse. Sie sind nicht das Problem. Es liegt an uns allen, ein Bewusstsein für die neuen Technologien zu entwickeln. An den Arbeitnehmern, sich nicht unnötig selbst auszubeuten – an den Arbeitgebern, ihren Mitarbeitern nicht das Gefühl zu vermitteln, sich ausbeuten zu müssen. Eines ist jedenfalls klar: Die eindeutige Trennung von Arbeit und Freizeit, wie es sie früher gab, wird nicht mehr kommen. (Günther Oswald, 13.12.2015)