Wien – Mit dem Ausbau der Forschungskapazitäten am Wiener Standort verstärkt der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim sein Österreich-Engagement beträchtlich. Denn die Bedingungen für Forschung und Entwicklung von komplexen Medikamenten, wie sie in der Immunonkologie benötigt werden, seien in Österreich sehr gut, sagt Philipp von Lattorff, Chef des Regional Center Vienna.

Hierzulande gebe es starke Zuschüsse für die Forschung, die nun noch attraktiver würden. Lattorff bezieht sich dabei auf die Forschungsförderung, die, wie bekannt, im Rahmen der Steuerreform zum Jahreswechsel von zehn auf zwölf Prozent erhöht wird. Damit sei Spitzenforschung in der Medizin ebenso möglich wie Grundlagenforschung, sagt Lattorff: "Die zwölf Prozent sind ein tolles Signal für den Standort."

Neues Forschungszentrum

In dem kürzlich fertiggestellten neuen Forschungsgebäude in Wien-Meidling wurde die Krebsforschung angesiedelt, für die Boehringer Ingelheim jährlich 200 Millionen Euro aufwendet. Auch die Grundlagenforschung ist dort beheimatet.

Ziel sei, "Krebs zu einer chronischen Krankheit" zu machen, erläutert Lattorff. Der Konzern beschäftigt in Wien 1400 Mitarbeiter, davon 270 Forscher/innen aus 30 Nationen. Die Aufwendungen, bis es zu einer Medikamentenentwicklung komme, seien hoch. Rund zwölf Jahre Forschung und Kosten von einer Milliarde Euro fallen an, bis ein neues Medikament auf den Markt kommt. Ein ausreichend langer Patentschutz sei deshalb notwendig: "Man muss das Geld auch zurückverdienen können."

Stabiles Osteuropageschäft

Von Wien aus steuert Boehringer Ingelheim das Geschäft mit 33 europäischen Ländern, vor allem Osteuropas. Besonders in Russland sei das Geschäft stark vom Ölpreis abhängig, erläutert Lattorff. Und der ukrainische Markt sei überhaupt zusammengebrochen. Trotzdem sei das Geschäft in den 33 Ländern insgesamt stabil, auch wenn viele dieser Länder kein funktionierendes Krankenwesen haben. Überall gebe es reiche Menschen, die sich die teuren Medikamente des deutschen Pharmaunternehmens leisten können. (Johanna Ruzicka, 14.12.2015)