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Im März 2015 gewann Henrik Kristoffersen in Meribel seinen ersten Weltcup-Riesentorlauf, zuletzt schaffte er es in Beaver Creek (Bild) aufs Podest. In Val d'Isere steigt am Wochenende neben dem Riesentorlauf auch ein Slalom. Diese Disziplin liegt dem Norweger noch besser.

Foto: reuters/schlegel/USA Today Sports

Val d'Isere / Wien – Der Auftakt war schon einmal gut. Henrik Kristoffersen wurde Sechster im Riesentorlauf von Sölden. Zuvor hatte er es am Rettenbachferner nie in die Punkteränge geschafft. Im Riesentorlauf von Beaver Creek belegte er vor einer Woche sogar Rang drei. Kristoffersen, 21, aus Løvenstad, Norwegen kann gut Riesentorlauf, noch besser Slalom.

Nach der Nordamerika-Tournee wird der Weltcup am Wochenende in Europa fortgesetzt. Die Damen fahren in Åre, die Herren in Val d'Isere. Ein Riesentorlauf und endlich, nach der Absage von Levi, auch der erste Slalom des Winters. In Finnland wäre er gerne gefahren. Der flache Hang liegt ihm. Vor einem Jahr gewann er ebendort. Es war sein zweiter von mittlerweile vier Weltcup-Siegen – drei im Slalom, einer im Riesentorlauf. Der erste glückte ihm, 19-jährig, am 28. Jänner 2014. Ausgerechnet in Schladming – quasi dem Kitzbühel der Slalomfahrer. Es folgte Olympia, Sotschi. Der Teenager nervelte nicht, fuhr zu Slalom-Bronze. Ein Jahr später, bei der WM in Beaver Creek, verpasste er die Medaille als Vierter nur um zwei Hundertstelsekunden. Kristoffersen löste das Versprechen, das er im Nachwuchsbereich abgegeben hatte, unmittelbar bei den "Großen" ein. Bei Junioren-Weltmeisterschaften hatte er sechsmal Gold und zweimal Silber gewonnen. Seine ersten Weltcup-Punkte holte er bei seinem dritten Einsatz – am 11. November 2012 in Levi. Der damals 18-Jährige wurde Elfter. Der erste Podestplatz (Dritter) folgte ein Jahr später – in Levi.

Schneller Aufstieg

"Bisher ist in meiner Karriere alles sehr schnell gegangen", sagt Kristoffersen dem STANDARD in fließendem Englisch. Deutsch könne er auch, verrät der Pressesprecher des norwegischen Teams. Kristoffersen: "Für eine Zeitung ist Englisch besser."

Henrik Kristoffersen, blondes Haar, Seitenscheitel, Rahmenbrille, wirkt nicht so, als wäre ihm der Erfolg zu Kopf gestiegen. Noch ist er nicht der Star in Norwegens Ski-Team. Es gibt noch Kjetil Jansrud, es gibt noch Aksel Lund Svindal. Letzterer hat bereits drei Saisonsiege zu Buche stehen. "Jeder kennt Aksel. Ich glaube, er ist einer der größten Superstars, die Norwegen hat", sagt Kristoffersen. Auf der Straße würden ihn, den Jungstar, noch nicht allzu viele erkennen. "Es ist ein bisschen schwierig als Alpinskifahrer, weil man immer Helm und Skibrille trägt." Das Gesicht sei also nicht so geläufig. Aber den Namen Henrik Kristoffersen, den würden schon viele Leute in Norwegen kennen.

Norwegens Ski-Team glänzte in den vergangenen Jahren nicht durch extreme Dichte, aber durch eine herausragende Spitze. Vor Svindal, vor Jansrud waren Kjetil André Aamodt und Lasse Kjus. Die beiden gewannen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften zusammen 36 Medaillen.

Kristoffersen ist noch nicht so weit. Aber er ist erst 21. Und ein Anfang ist geschafft. Ob er der nächste norwegische Superstar wird? "Vielleicht. Es ist möglich." Vorerst bleibt er bescheiden. "Ich habe viel gelernt. Aber ich habe immer noch viel zu lernen." Sein Ziel für diesen Winter? "Ein besserer Skifahrer werden." Natürlich will er mehr Rennen gewinnen. "Aber da muss alles zusammenpassen." Bisher war er im Slalom erfolgreicher als im Riesentorlauf. Kristoffersen: "Ich würde gerne in beiden Disziplinen gleich stark sein."

Von Speed-Bewerben hält er sich vorerst fern. "Die Abfahrt braucht sehr viel Zeit", sagt er. "Aber ich werde vielleicht einige Super-G fahren, wenn ich irgendwann um den Gesamtweltcup mitfahre." Und wann ist irgendwann? "In zwei, drei, vier Jahren sollte es möglich sein. Wir werden sehen."

Kugelstreben

Sollte es sich heuer schon ergeben, hätte er freilich nichts dagegen. Marcel Hirscher hat vorgemacht, wie man als Techniker den Gesamtweltcup gewinnen kann. Und die Disziplinen-Weltcups sowieso. Also, was ist mit einer kleinen Kugel? Kristoffersen: "Natürlich ist das ein Ziel." Es sei halt im Moment schwierig mit Hirscher und Felix Neureuther als Konkurrenten. "Darüber können wir im Februar reden." Jetzt ist Dezember. Jetzt ist Val d'Isere. In Frankreich bei den "zwei der härtesten Rennen des Jahres" hat er gute Chancen sich zu verbessern. Vor zwei Jahren, beim bisher letzten Weltcup in Val d'Isere wurde er Neunter im Riesentorlauf und 14. im Slalom. Aber das ist lange her. Kristoffersen ist mittlerweile ein viel besserer Skifahrer. (Birgit Riezinger, 11.12.2015)