Helmut Strobl.

Foto: J.J.Kucek

Eigentlich zog sich Helmut Strobl 2001 aus gesundheitlichen Gründen aus der Politik zurück. Seit bekannt ist, dass er einer der Grundstücksbesitzer ist, die einen lückenlosen Zaun an der slowenischen Grenze verhindern, macht er wieder von sich reden. Ein politischer, widerständiger Kopf war er aber immer.

"Links von rechts und rechts von links" war die Devise der Studentenbewegung Aktion, die der Architekturstudent Strobl 1965 mit dem Germanistikstudenten Gerfried Sperl, später Chefredakteur des STANDARD, gründete. Sie wollten von politischen Parteien, die damals die Hochschulpolitik bestimmten, unabhängig sein.

Man demonstrierte gegen alte Nazidichter und für ein Persönlichkeitswahlrecht. 1970 ging Strobl auch für Gratis-Öffis auf die Straße und wurde gemeinsam mit einem linken Gewerkschafter verhaftet. "Ja, ich bin mehrmals g'sessn", sagt der 72-Jährige heute fast ein bisschen stolz. Landeshauptmann Josef Krainer (senior) soll bei der Polizei angerufen, Strobls Freilassung gefordert und dann in den Hörer geschrien haben: "Und den Kommunisten lassen S' auch frei, bei uns werden auch keine Kommunisten eing'sperrt." Zuvor hatten schon Freunde Strobls vor dem Gefangenenhaus skandiert. Mit Sperl gründete Strobl 1972 einen alternativen Kindergarten nach Vorbild der demokratischen Summerhill-Pädagogik. Die Jungpapas machten dort auch selbst Dienst.

Strobl fand in der Ära von ÖVP-Bürgermeister Franz Hasiba in die Stadtpolitik, war aber erst von 1985 bis 2001 im Stadtsenat. "Innen grün, außen schwarz", nannten viele den Kulturstadtrat, der gut mit den verstorbenen ÖVP-Politikern Erich Edegger und Bernd Schilcher konnte. "Aber mehrheitsfähig war er selbst in der nicht so konservativen Steirer-VP nie", sagt ein Freund. Auch mit dem langjährigen SPÖ-Bürgermeister Alfred Stingl, mit dem er den Ausländerbeirat der Stadt, die Kulturhauptstadt Graz und den Wiederaufbau der Synagoge initiierte, verstand er sich. Heute engagiert sich Strobl für den neuen Stadtteil auf dem Reininghausareal.

Strobls Eltern waren beide Steirer, er wurde aber in Mirow (Mecklenburg) geboren, weil der Vater Testpilot der Luftwaffe war. 1945 kehrte man nach Graz zurück. Strobl war 25 Jahre lang Rettungssanitäter und Fahrer beim Roten Kreuz. Er ist in zweiter Ehe verheiratet, hat zwei leibliche Söhne, betont aber: "Vier Menschen nennen mich Vater. Wir sind eine Patchworkfamilie." (Colette M. Schmidt, 11.12.2015)