Donald Trump, Bewerber um die republikanische US-Präsidentschaftskandidatur und derzeit wegen antiislamischer Äußerungen stark in der Kritik, hat seinen für 28. Dezember geplanten Besuch in Israel abgesagt. Auf Twitter kündigte er an, er werde den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu "später besuchen, wenn ich Präsident der USA bin". In Israel selbst kamen zuvor vor allem aus der Linksopposition Aufrufe an Netanjahu, das Treffen mit Trump abzusagen, das "ein Schlag ins Gesicht der muslimischen Bürger Israels" wäre.

Trump hatte zuletzt im eigenen Land und in der Welt Empörung ausgelöst, als er "die komplette und vollständige Beendigung der Einreise von Muslimen in die USA" verlangt hatte. Netanjahu "weist DonaldTrumps jüngste Bemerkungen über Muslime zurück", hieß es in einer Erklärung der israelischen Premierskanzlei.

Netanjahu rechtfertigt sich

Doch das Treffen mit Trump sei schon vor zwei Wochen vereinbart worden, und Netanjahu wolle "alle Präsidentschaftsbewerber von jeder Partei treffen, die Israel besuchen – diese Politik bedeutet keine Unterstützung irgendeines Kandidaten oder seiner Ansichten". Besuche von US-Präsidentschaftsbewerbern in Israel sind üblich, doch in der Vergangenheit war dem konservativen Premier immer wieder vorgeworfen worden, er würde in Washington zugunsten der Republikaner Stimmung machen. Die Jerusalem Post berichtete, dass Trump sogar einen Rundgang auf dem Tempelberg vorbereite. Auch bevor er seinen Besuch absagte, galt es als ausgeschlossen, dass die israelischen Behörden das genehmigen würden.

Wegen der Spannungen in der Region hat Netanjahu auch einheimischen Politikern derartige Besuche untersagt. Ein Auslöser der seit Monaten anhaltenden Terrorwelle war die Befürchtung von Palästinensern gewesen, die Regelungen für das Plateau, auf dem der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee stehen, könnten verändert werden.

Eine Petition, die Netanjahu aufforderte, Trump wieder auszuladen, wurde von 37 israelischen Parlamentariern unterschrieben, darunter auch zwei, die der Regierungskoalition angehören. "Während alle Führungspersönlichkeiten in den USA und in der Welt die rassistischen und finsteren Aussagen von Herrn Trump verurteilen, will unser Premierminister mit ihm zusammensitzen", sagte die Initiatorin der Petition, die linksgerichtete Abgeordnete Michal Rosin.

Oppositionschef Jizchak Herzog von der Arbeiterpartei erklärte hingegen, er würde für sich selbst ein Treffen mit Trump nicht ablehnen. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin, der gerade in Washington zu Besuch ist, schien auch auf Trump zu reagieren, als er dort sagte: "Wir sind nicht im Krieg mit dem Islam." (Ben Segenreich aus Tel Aviv, 10.12.2015)