Bei Absolventinnen und Absolventen immer unbeliebter: Banken und Versicherungen als zukünftige Arbeitgeber.

Foto: ho

Studium abgeschlossen. Was nun? Diese Frage würden immer weniger Studierende mit "Bank oder Versicherung" beantworten. Für die beiden Studien von Deloitte "Talent in Banking" und "Talent in Insurance" wurden insgesamt 211.000 Wirtschaftsstudierende aus 30 Ländern, davon allein 3.728 aus Österreich, nach ihrer Einschätzung gefragt. Das Imageproblem ist augenscheinlich, heißt es bei den Beratern.

Obwohl österreichische Absolventen besonders selten daran denken, bei einer Bank oder einer Versicherung anzufangen (1,09 Prozent), sind auch die weltweiten Zahlen nicht gerade rosig. Spitzenreiter ist Polen: 2,98 Prozent sagten hier, dass Versicherungen ein bevorzugtes Berufsfeld sind. In der Türkei und in Russland wurde die Versicherungsbranche gar nicht erst genannt.

Versicherungsbranche abgeschlagen

Auch im Branchenvergleich steigen sowohl Banken als auch Versicherungen schlecht aus: Die schnelldrehenden Konsumgüter (Fast-Moving Consumer Goods, FMCG) nehmen mit fast 19 Prozent im Branchenranking den ersten Platz ein, gefolgt von der Automobilbranche mit fast 13 Prozent und der IT-Branche mit 9,3 Prozent. Die Bankenbranche befindet sich mit rund sechs Prozent abgeschlagen auf dem fünften Platz. Den letzten Platz nimmt die Versicherungsbranche ein.

"Der internationale Vergleich zeigt, dass die gesamte Finanzbranche gerade in Österreich ein Imageproblem unter den Wirtschaftsstudenten hat. Sieht man sich die Branchenpräferenzen an, wird die geringe Popularität besonders deutlich", erklärt Gundi Wentner, Partner bei Deloitte Österreich. "Wir beobachten bereits seit Jahren einen negativen Trend, der sich zunehmend verfestigt. Bis heute wurden in diesem Bereich viel zu wenig Anreize für junge Talente geschaffen."

Wünsche der Studierenden erkennen

Um den negativen Trend zu durchbrechen, sind sowohl Banken als auch Versicherungen gefordert, konkrete Maßnahmen zu setzen, um Talente anzuziehen und dann auch zu halten, heißt es bei Deloitte. "Für die Generation der Millennials sind Qualitäten wie Work-Life-Balance und örtlich sowie zeitlich flexibles Arbeiten bei der Wahl des Arbeitgebers essenziell. Das muss im Employer-Branding noch viel stärker als bisher in den Fokus gerückt werden", so Wentner. (red, 9.12.2015)