Feistritz/Wien – Noch bevor die Produktion von Gewehren in Feistritz in Kärnten richtig losging, war schon wieder Schluss. Am Mittwoch wurde bekannt, dass das Kärntner Unternehmen FMF Tactical GmbH mit russisch-britisch-kärntnerischen Eigentümern am Landesgericht Klagenfurt Insolvenz angemeldet hat.

Die Hintergründe sind ebenso undurchsichtig wie die Firmengründung und das Geschäftsmodell auch. Da wird einerseits das Ausbleiben von bereits als fix dargestellten Aufträgen angegeben, wie die Bürgermeisterin von Freistiz, Sonya Feinig, Gerüchte wiedergibt. An eine US-amerikanische Ladenkette hätten mehrere zehntausend Sportgewehre gehen sollen.

Andererseits dürfte es umfangreiche "Malversationen" geben, wie Anita Latschen vom KSV 1870 gegenüber der APA angibt: "Jetzt dürfte etwas vorgefallen sein oder vorliegen."

"Alles nur Schmäh"

Der mit fünf Prozent Beteiligung dritte Gesellschafter, der Ferlacher Jagdwaffenproduzent Herbert Scheiring, sagt zum STANDARD, dass es keinen einzigen Auftrag geben soll. "Das ist alles nur Schmäh." Er selbst sei "der Geschichte aufgesessen". Scheiring hat den Insolvenzantrag eingebracht, sagt der Kärntner Anwalt Alexander Todor-Kostic.

Todor-Kostic vertritt den russisch-israelischen Geschäftsmann Michael Yudelson, der mit 47,5 Prozent einer der beiden Haupteigentümer ist, die sich die Schuld zuschieben. Yudelson sagt in exzellentem Deutsch zum STANDARD, es bestehe bei seinem Partner der Verdacht der Geldwäsche und dass dieser "den Laden an sich reißen" wolle. Yudelson solle dabei "rausgedrängt werden". Und Scheiring hätte den Insolvenzantrag ohne ihn, Yudelson, nicht stellen dürfen.

Investoren sprangen ab

Der zweite Haupteigentümer ist ein Brite, der hinter der niederländischen Investmentfirma Lightning Investments B.V. stehen soll. Er hat laut Yudelson Geld damit gemacht, dass er seit 25 Jahren Spielkasinos in Russland und einigen Exsowjetstaaten betreibt.

Die Investoren sollen nun aufgrund diverser Malversationen nicht mehr bereit sein, weitere Darlehen zur Verfügung zu stellen, sagt Latschen auf Basis der Informationen aus dem Insolvenzantrag. Auch Yudelson-Anwalt Todor-Kostic schlägt in diese Kerbe. Er meint allerdings, dass es sich nicht um Kredite, sondern um Eigenkapital handele. Laut KSV sind die größten der 26 Gläubiger ausländische Geldgeber. Banken sind nicht dabei.

Mehr als zehn Millionen Passiva

Fast sicher bleiben die 56 Mitarbeiter auf der Strecke, die in den Hallen der ehemaligen Bären-Batteriefabrik die als "Sportschützen" -Gewehre bezeichneten Langwaffen hätten fertigen sollen. Einige aus der nahen Glock-Pistolenfabrik sollen sich von höheren Gehältern haben abwerben lassen. Auch aus der HTL für Waffen und Sicherheitstechnik in Ferlach hätten Mitarbeiter kommen sollen.

Laut Gläubigerschutzverbänden verfügt das Unternehmen über 5,3 Millionen Euro an Aktiva, vorwiegend Maschinen. Dem stehen Passiva von 10,6 Millionen Euro gegenüber. (Johanna Ruzicka, 9.12.2015)